Gewiss, gewiss, Frankfurt ist nicht Mittelhessen. Aber hin und wieder machen sich auch Mittelhessen auf den Weg in die Rhein-Main-Metropole. Wenn es sich lohnt. Dieses Mal hat es sich für Musikfans gelohnt. Zu den Night of the Proms. Wer Moderator Uwe Bahns aufmerksam zuhörte, auch ein lohnendes Geschäft für die Veranstalter – und möglicherweise auch für den Hauptsponsoren Aida, der eigentlich Carnival Corporation plc heißen müsste. Weswegen wir beim Mittelhessenblog darauf verzichten, den Sponsorennamen zu nennen. Zumindest in dem exklusiven Zusammenhang.
Dass viele Mittelhessen sich Gießen als Startrampe für ihren Weg nach Frankfurt ausgesucht haben mussten, zeigte schon das neue 2‑Euro-Parkhaus zwischen Alter Post und der Busbahnhofbaustelle. Kaum ein Platz war frei. Die zugehörigen Insassen fanden sich zum größten Teil wieder in den beiden Regionalzügen (Mittelhessen-Express) Richtung Frankfurt. 20 Uhr sollte dort in der Festhalle der große Schlussakt in Hessen für die Night of the Proms beginnen. Deutschlandweit fand er am 4. Advent in Oberhausen statt Gut viereinhalb Stunden später rollte über den Schienenstrang ein guter Schwall Mittelhessen wieder zurück. Das sich nach Ankunft der Frankfurtrückkehrer schnell wieder leerte. Über die Zeit dazwischen hier nun einige Hintergrundinfos und Schnappschüsse zu den Proms und über die Show.
Hintergründe
Die Ursprünge liegen beinah schon in grauer Vorzeit .…Im 19. Jahrhundert. Sie entstanden in London aus Promenadenkonzerten. Je nach Lesart gab es 1894 oder 1895 das erste Abschlusskonzert in der Royal Albert Hall. . Es ging um reine Klassik,gepaart mit patriotischen Gesängen (Rule Britannia etwa). Die BBC griff den Gedanken auf und diese Reinform der Proms wird bis heute übertragen. In Deutschland übrigens durch den NDR (Absprung zur BBC)
Geht es um die Verbindung von Klassik und Pop, waren es 1984 zwei belgische Studenten: Jan van Esbroek und Jan Vereecke, die diese Idee hatten und vorantrieben. In Deutschland war es der damalige Mama-Concerts-Mitarbeiter Dirk Hohmeyer, der nach einem Anruf der Belgier 1995 den Sprung ins eigene Eventmarketinggeschäft suchte – und wie die Entwicklung bisher zeigt, damit Glück hatte. Um die Night of the Proms zu vermarkten, gründete er die PSE Germany GmbH. Deren Zweck, die Vermarktung spezieller Events (Ereignisse/Veranstaltungen) im Musikgeschäft. Die Kenntnisse die er mit dieser neugeschaffenen Marke schaffen konnte, flossen 2011 unter anderem in einen Ticketmanagement-Fachkongress ein, der im Neuss-Düsseldorfer Swissotel stattgefunden hat. Dies war im ersten Jahr des neuen Sponsoring der Kreuzfahrtgesellschaft Aida. Die hatte nach der Übernahme des Sponsorings von Nokia sich nicht auf so lange Zeit festlegen mögen: Nur auf zunächst drei Jahre ist die neue Partnerschaft festgelegt.
Angesichts des Wachstums, was das Unternehmen auf seiner Website erklärt, sei die Frage erlaubt, wieso die Reederei, die eigentlich unter das Dach des weltweiten größten Kreuzfahrtveranstalters gehört, der Carnival Corporation, sich nicht längerfristig binden möchte. Vorgaben von seiten der Konzernmutter?
Es drängen sich Vergleiche zu einem ursprünglichen Eventselbstläufer in Hessen und Mittelhessen auf: Dem Licher Eisvogelpokal. Dem Kultvogel, der in Hessen mit der Licher Brauerei als Hauptsponsor Köchen als Trophäe überreicht wurde für die beste regionale Küche in Hessen, wurden nach der Übernahme der Brauerei durch die Bitburger Braugruppe die Flügel gestutzt. Offizielle Lesart war, das Konzept habe sich überlegt. Ein neues müsse her. 2010 fand dieser Wettbewerb, der ins 16. Jahr seines Bestehens ging, zum letzten Mal statt. Sechs Jahre vorher war der Hauptsponsor von der Bitburger Braugruppe geschluckt worden. Bleibt zu hoffen, dass dieses Schicksal eines regional erfolgreichen Konzeptes nicht auch den NOP blüht, wenn der Sponsorenvertrag nicht verlängert werden sollte.
Ins 29.Jahr mit den Night of the Proms
Die Idee der Night of the Proms selber geht nun ins 29. Jahr ihres Bestehens und im 28. Jahr können zumindest rund 10000 Besucher nicht irren, die den Weg in die Frankfurter Festhalle gefunden hatten. Dass es soviele seien, hatte Moderator Uwe Bahn festgestellt. Draußen im Foyer bestätigten Mitarbeiter des Arbeiter Samariter Bundes die Einschätzung. „Ohne Bestuhlung gehen hier sogar rund 2000 mehr rein“. So der Kommentar. Laut Wikipedia haben in dem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert mit der rund 40 Meter hohen Kuppel rund 9843 Besucher Platz, ohne Bestuhlung rund 13500 .
Welche Zahlen nun tatsächlich stimmen, bleibt angesichts der riesigen Dimensionen eher nebensächlich. Die wiederum bereits vor Beginn der eigentlichen Show zu verblüfften Zuschauerkommentaren führten. „Guck mal, da klettert doch jemand am Seil an die Decke“ . Die Kletterei war allerdings nicht Bestandteil eines sowieso nicht vorhandenen Vorprogramms, sondern der Vorbereitungen von Licht- und Soundtechnikern, die von Schwebekanzeln zusätzlich die Show unterstützen sollten.
Dass Frankfurt großartig war, versicherte Moderator Bahn. Dass Publikum sei großartig gewesen, versicherten auch immer wieder Anastacia, Mick Hucknall, die Jungs von Jupiter Jones oder Naturally 7. Sicherlich richtig. Die Musik, so wie sie in Frankfurt aufgeführt wurde, mit Robert Groslot auf „einem Quadratmeter Platz“ als Dirigent des Il Novecento-Orchesters. Stimmt alles. Nur – eben ist die Frage, ob die Musik es eigentlich wirklich nötig hat, mit kleinen Witzchen aufgelockert zu werden. Etwa die Animationshow – wie mit „viel Rhythmus“ das Publikum dazu bewegt werden sollte, dazu zu blinken. Mit eigens verteilten blauen Led-Leuchten. Hätte das Publikum vermutlich ohnehin gemacht. Und dank moderner Smartphonetechnik blitzten Stimmungswogen etwa zur Hucknallschen Show mit zig kleinen Stroboskopfeuerwerken auf. Aber geschenkt! Dem Gesamteindruck tat es keinen Abbruch.
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