Spätestens seit 1993 ist der Name Oskar Schindler nicht nur eingeweihten Holocaust-Forschern ein Begriff, sondern mit der Verfilmung seines Lebens im Spielberg-Film Schindlers Liste einem breiten Millionenpublikum. Im Zuge einer Recherche rund um den drohenden Zerfall der ehemaligen Schindler-Fabrik im heutigen Brnenec (früher Brünnlitz) in der Tschechischen Republik liegen der Mittelhessenblog-Redaktion nun Informationen vor, wonach Schindler, der seine letzten Lebensjahre in Frankfurt verbracht hatte, auch in Mittelhessen gewirkt hat.
Was hat zu dieser Information geführt? Am 29. März hatten die ARD-Tagesthemen einen Beitrag des ARD-Studios Prag ausgestrahlt. Darin wurde über den gegenwärtigen Zustand der alten Fabrik berichtet. Unter anderem hieß es, dass die Fabrik zu zerfallen droht und die Bagger bereit stünden, die Reste des steinernen Zeitzeugen in „Staub“ zuverwandeln, der die Rettung von 1200 Menschen vor der NS-Vernichtungsmaschinerie noch belegen kann. Schindler war in Israel für sein Handeln als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt worden.
Da dieses Thema eigentlich nicht in direkter Hinsicht etwas mit Mittelhessen zu tun haben schien, aber dennoch interessant genug, noch weiter nachzuforschen und zu fragen, was zu tun wäre, um den drohenden Zerfall aufzuhalten und wie diese Fabrik künftig genutzt werden könnte, hatte die Mittelhessenblog-Redaktion die Zeit vor und während der Osterferien genutzt, eine Rechercheaktion via Facebook anzustoßen. Ein weiteres Motiv für den Beginn der Recherche war, dass in Gießen mit dem Wirken der Familie Altaras mindestens eine Familie lebte, die im Schindlerschen Sinne sich für den Dialog mindestens zwischen Christen und Juden, darüber hinaus für den Brücken bildenden Dialog zwischen den verschiedenen Kulturen und Weltanschauungen eingesetzt hatte.
Für die Rechercheaktion wurde die Facebook-Seite „Rettet Oskar Schindlers Fabrik vor dem Abriss“ eingerichtet. Die eingehenden Leserreaktionen zeigten einerseits das doch starke Interesse, in dieser Geschichte mehr zu erfahren, andererseits, dass eine entscheidende Information nicht zu stimmen schien: Anders als in der ARD berichtet, teilten die Kollegen der Landeszeitung mit (Die Zeitung der Deutschen in der Tschechischen Republik) mit, dass der Fabrik mitnichten ein Abriss drohe, sie aber dennoch wegen eines seit längerem dauernden Konkursverfahrens immer mehr zerfalle. Was aber letztlich tatsächlich getan werden kann, um helfen zu können, dieses Gebäude doch noch zu retten, bleibt auch mit dieser Information offen. Auf der Suche nach weiteren Spuren und möglichen Unterstützern/Sponsoren dieser Recherchefahrt kam schließlich aus einer zuverlässigen Quelle der Hinweis, dass Schindler auch in der mittelhessischen Region in der Jugendbildung gearbeitet hatte ‑etwas mehr als ein Jahrzehnt, bevor die Familie Altaras in Gießen die jüdische Gemeinde wieder ins Leben rief. In den nächsten Tagen wird darüber im Mittelhessenblog berichtet.
Zur Aktion „Rettet Oskar Schindlers Fabrik vor dem Abriss“ geht es hier:
https://www.facebook.com/RettetOskarSchindlersFabrikVorDemAbriss
Wer wissen möchte, wo genau Brnenec/Brünnlitz liegt, muss einfach nur diesem Link folgen
Susanne meint
Eine interessante Spurensuche. Ich wünsche Euch, dass Ihr mehr herausfindet und hoffe, dass die Fabrik vor dem Verfall bewahrt werden kann.