BÜRGERWILLE /POLITISCHEKULTUR/POLITIK und WIRTSCHAFT
„Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ – dieser Satz umreißt den Kerngedanken, der hinter den freiwilligen Feuerwehren steckt. Während sich der Normalbürger oder die Normalbürgerin nachts ins warme Bett kuschelt, kann es passieren, dass aktive Feuerwehrleute per Alarmruf gerade aus diesem Bett gerufen werden, um einen Brand zu löschen, vollgelaufene Keller leer zu pumpen oder Unfallopfern zu helfen. Eine Arbeit, die eigentlich also breiteste Unterstützung und Anerkennung in der Bevölkerung erfahren sollte. Dass Arbeitgeber sich hin und wieder zieren, ihren bei der Feuerwehr aktiven Mitarbeitern frei zu geben, wenn es brennt, ist ein bekanntes Thema. Dass es aber zwischen einem Bürgermeister und seinem feuerwehrtechnischen Führungspersonal einen solchen Ärger gibt, dass fast alle Mann gleichzeitig sagen, „Mach Deinen Dreck alleene“ – das hat Seltenheitswert. In Fronhausen, einer der Südkreisgemeinden im Landkreis Marburg-Biedenkopf in Mittelhessen, passiert das gerade.
Die Vorgeschichte: Weil sie sich um die Erfüllung ihrer spezifischen Aufgaben, nämlich für die Sicherheit ihrer Mitbürger zu sorgen, Sorgen machen, suchen die Fronhausener Feuerwehrleute das Gespräch mit dem Gemeindevorstand, dem Bürgermeister. Die Versuche laufen ins Leere. Schließlich laden der Gemeindebrandinspektor, ein kommunaler Ehrenbeamter, die Wehrführer, ebenfalls Ehrenamtler Gemeindevorstand, Gemeindevertreter und Bürgermeister mit einem offenen Brief zu einem Runden Tisch ein.
Zur Erklärung: Runde Tische stammen noch aus den Zeiten der DDR, als diese im Umsturz begriffen war und ihrem Ende entgegen sah. Später floss der Begriff als Synonym für eine Einrichtung ein, in der Lösungen eines Problems auf Augenhöhe von allen Beteiligten erarbeitet werden. Wenn man so will, also ein Instrument der Direktdemokratie.
Soweit so gut. Gerade diese Absicht, zu einem Runden Tisch zu laden, brachte den Bürgermeister, Reinhold Weber, auf den Plan und seinerseits auf die Barrikaden. In der jüngsten regulären Sitzung des Fronhausener Parlaments , am 25. August 2011, unterstrich Weber noch einmal seine Position. Wenn, sei er derjenige, über den Einladungen laufen. Schließlich sei er der Dienstvorgesetzte. Womit er rein rechtlich Recht hat.
Allerdings, so sagte das der je nach Sichtweise Noch-/Immernoch-/ oder Eigentlich-nicht-mehr Gemeindebrandinspektor Eric Schnabel gegenüber dem Mittelhessenblog: „Hier wurde soviel zerschlagen, dass zumindest mein Entschluss feststeht. Ich stehe nicht mehr zur Verfügung.“ Dazu muss man wissen, dass Schnabel seit 1995 in verschiedenen Führungspositionen war, also die Strukturen gut kannte. Nach dem Weber nun am 25. August auf seinem Recht bestand, rechtliche Konsequenzen androhte, falls die Feuerwehr eigenmächtig handele, reichten neben Schnabel alle anderen Wehrführer bis auf Oberwalgerns stellvertretender Wehrführer und den Wehrführer von Sichertshausen ihren Rücktritt ein. Am 14. September nun hatte ein Dienstgespräch stattgefunden, das eigentlich eine Klärung hätte bringen sollen.
Hat es auch, aus Sicht des Bürgermeister, wie dieser nun in einer eigens einberufenen Sondersitzung des Parlaments am 29. September erklärte. Aber eben nicht aus Sicht der Feuerwehr. Denn die bekräftigte mit einer Stellungnahme just am Abend dieser Sitzung ihre Rücktritte.
Wie es nun weitergeht? Während des Dienstgesprächs sei Stillschweigen vereinbart worden, bis zur nächsten regulären Sitzung am 6. Oktober. Daran halte er sich. Von seinen eigenen Parteifreunden, der BfF, und der CDU, musste sich Weber allerdings die Frage gefallen lassen, ob er selber aus den Vorgängen hinsichtlich seiner eigenen Art, zu informieren, etwas gelernt habe. Beide Fraktionen setzten nun einen Antrag durch, dass künftig die Feuerwehr und ihre aktuelle Lage auf den Sitzungen des Hauptausschusses der Gemeinde, immer eine Rolle zu spielen habe. Danach soll es so sein, dass die aktuelle Lage der Feuerwehr vom Gemeindevorstand erläutert werden . Der Bericht soll als ständiger Tagesordnungspunkt auf den Einladungen zu den jeweiligen Hauptausschusssitzungen auftauchen.
Roger Burk meint
Die freiwilligen Feuerwehren sind unverzichtbar für unser Gemeinwesen. So haben diese ehrenamtlich Tätigen auch mir nach einem Verkehrsunfall durch ihr beherztes Eingreifen buchstäblich das Leben gerettet. Desto mehr betrübt es mich, wenn ich solche Geschichten lesen muss.