UMWELT/POLITIK und WIRTSCHAFT
Schwerter zu Pflugscharen hieß es in den 80’er Jahren des 20. Jahrhunderts bei der Friedensbewegung. Waren deren Protestziele eher die großen Standorte wie Mutlangen, so sorgten in Mittelhessen eher rumorende Tanklaster der US-Armee für Unmut. Speziell wenn es den Transport vom Natotanklager zwischen Erda und Frankenbach betraf. Diese Zeiten sind mittlerweile längst Geschichte. Geschichte aber auch der Dornröschenschlaf, der über das Lager seit dessen Aufgabe durch das Militär gefallen war. Denn spätestens ab 1. Januar 2012 , besser noch im Dezember 2011, also noch in diesem Jahr, soll dort Sonnenkraft ins öffentliche Stromnetz fließen. Eine Frage ist aber zur Zeit noch ungelöst: Was passiert mit den bisherigen Verwaltungsgebäuden?
Das Mittelhessenblog hatte über die Pläne für das ehemalige Natotanklager bereits mehrfach berichtet. Eine neue Idee brachte während des Spatenstichs für den neuen Solarpark allerdings Hohenahrs Bürgermeister Armin Frink ins Spiel. Frink wies während seiner Begrüßungserede auf die inzwischen ungenutzten und gereinigten Tanks des ehemaligen Natotanklagers hin. Außer dass deren unmittelbare Umgebung in einem ökologischen Gutachten als besonders wertvoller und deswegen unveränderbarer Platz bezeichnet worden sei, böten die Tanks seiner Auffassung nach ideale Voraussetzungen für Speichertechnologien für erneuerbare Energien, die „es hoffentlich in naher Zukunft geben wird. Aber möglicherweise werden wir diese Entwicklung auch nicht mehr erleben“, unterstrich Frink seine Hoffnung.
Noch eine ganz andere Frage stellt sich auf dem Gelände. Was geschieht eigentlich mit dem Verwaltungstrakt, der gleichzeitig noch das Labor und das Notstromaggregat besitzt, mit zwei Generatoren, die laut Typenschild aus dem Jahr 1955 stammen und seinerzeit noch von einer Firma mit Weltruf gebaut worden waren: Klöckner-Humboldt-Deutz, kurz KHD. Wie schon die Tanks im Grunde Industriegeschichte darstellen, ihre Filter stammen von der inzwischen wieder gesund dastehenden Filterfirma Faudi in Stadtallendorf. Für Hans-Wilhelm Kisch aus Lohra und die Kirchverser Unternehmerfamilie Rühl, zwei der Investoren, wäre es zumindest vorstellbar, dass in den „eigentlich noch intakten Gebäuden“ ein Dokuzentrum rund um die Zeit des Kalten Krieges, also der Zeit der Konfrontation der beiden Supermächte USA und Sowjetunion entstehen könnte. Diese Aussicht hat durchaus Pfiff. Denn so könnten die THM (Technische Hochschule Mittelhessen) , die Gießener Justus-Liebig-Universität und/oder auch das Zentrum für Konfliktforschung aus Marburg in Verbindung mit interessierten Mittelhessen diesem bisher eher versteckt abseits liegenden Relikt des Kalten Kriegs und gleichzeitig künftigem Standort neuer zukunftsweisender Energieversorgung auch im symbolischen Sinn der Worte zu „einem Platz an der Sonne“ verhelfen. Dieses Projekt wäre dann zudem ein durch und durch mittelhessisches, denn dann wären mindestens Menschen aus den drei Landkreisen Gießen, Marburg-Biedenkopf und Lahn-Dill daran beteiligt.
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