UMWELT
Noch am Sonnabend nutzten viele Mittelhessen das kurzzeitige Hochsommer-Intermezzo für vielfältige Freizeitaktivitäten. So wurde im Biebertaler Ortsteil Fellingshausen mit dem Brunnenfest ein Fest gefeiert, das regelmäßig Menschen zusammenführt, die sonst nur über direkte Nachbarschaften oder gemeinsame Vereinsaktivitäten miteinander zu tun haben, ansonsten aber in gewohnter Alltagshetze aneinander vorbeilaufen. Das Fest, das seit 1988 zum 22. Mal stattfand, wurde allerdings wetterbedingt mit einem Paukenschlag beendet.
Innerhalb weniger Minuten sorgten die Ausläufer zweier Wetterfronten, die sich seit Sonnabend vom Atlantik und aus südwestlicher Richtung über Spanien und Frankreich an Deutschland herangearbeitet hatten, für heftige Ergüsse. Dabei kamen die Mittelhessen noch relativ glimpflich davon. Im benachbarten Rheinland-Pfalz hatten die Wassermassen dafür gesorgt, dass ein kompletter Intercity mit rund 800 Menschen an Bord verunglückt war. Der Zug war nach einem Erdrutsch entgleist.
Martin Lutz vom Lagezentrum der Leitstelle des Landkreis Gießen wusste gegen 16.30 Uhr von rund 88 Einsätzen im Kreis Gießen . Das Wasser hatte dafür gesorgt, dass auch im Gießener Nordkreis es zu umgestürzten Bäumen und einem Erdrutsch kam und deswegen eine Straße gesperrt werden musste. Ein Blick auf die Wetterkarte bei Unwetterzentrale.de zeigt, dass die Kernzone des Unwetters sich am Sonntagnachmittag von Südwesten bis über die Landkreise Gießen, Vogelsberg und Marburg-Biedenkopf vorgearbeitet hatte. Nach dem Bewertungskatalog des Wetterdienstes hatte das Unwetter die höchste Warnstufe erreicht.
Der Hagelschlag und die gewaltigen Wassermengen hatten in der mittelhessischen Kernzone außerdem für massivem Hagelschlag, vollgelaufenen Kellern und gesperrte Straßen gesorgt. Es sei aber niemand verletzt worden. Wie Lutz sagte, sei davon die Verbindungsstraße zwischen Allendorf und Londorf betroffen gewesen. Im Biebertaler Ortsteil Vetzberg drückten die Wassermassen Deckel der Kanalisation nach oben. Nach Ansicht von Fachleuten ist die Kanalisation nicht auf derartige Wassermassen in derart kurzer Zeit ausgelegt. Im Heuchelheimer Ortsteil Kinzenbach hatte das Wasser das Erdreich von den naheliegenden Äckern heruntergespült und in eine Schlammlawine verwandelt, die sich durch Straßen wälzte. Sowohl Lutz wie auch ein Gemeindemitarbeiter bestätigten, dass es durchaus ein ungewöhnliches Wetterereignis gewesen. Von seiten des Lage- und Führungsdienstes sei man aber auf die Wetterlage vorbereitet gewesen.
Das Unwetter hatte sich über dem mittelhessischen Kerngebiet zwischen 14 und 14.30 Uhr zusammengebraut. Um 14 Uhr hatte sich eine Gruppe Wanderer noch vom Wertholzplatz des Forstamts Wettenberg auf den Weg gemacht, um sich, geführt vom Forstamtsleiter Harald Voll, über Sinn und Zweck der Jagd zu informieren. „Ich breche die Wanderung nur bei Sturm ab“, hatte Voll gesagt. Kurze Zeit später, die ersten Teilnehmer hatte die Wanderung schon bereits angesicht des drohenden Gewitters verlassen, brach dann gegen 14.30 das Unwetter los. Aus der Perspektive eines Autofahrers hat die Mittelhessenblog-Redaktion diesen Gewittersturm bis zu dem Augenblick festgehalten, an dem die herabstürzenden Wassermassen Kanaldeckel m Biebertaler Ortsteil Vetzberg hochdrückten. Mit diesem Video beschreitet die Mittelhessenblog-Redaktion neue Wege. Aufgenommen wurde der Gewittersturm mit einem handelsüblichen Smartphone.
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