UMWELT/POLITIK und WIRTSCHAFT/POLIZEIBERICHT
Bisher 100000 Euro festgestellter Schaden, ein Feuerwehrgroßeinsatz und Warnungen an die Bevölkerungen, vorsichtshalber die Fenster wegen gefährlicher Geruchsentwicklung zu schließen. Das ist, in wenigen Worten zusammengefasst, das Resultat eines Brandes in einem Recyling-Betrieb am Sonntag, 5. Juni 2011. Der Betrieb, von dem im Polizeibericht des Polizeipräsidiums Mittelhessen die Rede ist, ist die SBM-Sekundärbrennstoff Mittelhessen GmbH.
Für die Bevölkerung der Stadt Gießen habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung bestanden, versicherte Feuerwehrsprecher Martin Lutz gegen 1.20 Uhr morgens gegenüber dem Mittelhessenblog. Die entsprechende Rundfunkwarnung, dass die Anwohner wegen möglicher Giftstoffe in Luft Fenster geschlossen halten sollten, sei inzwischen ebenfalls zurückgenommen, hieß es beim Polizeipräsidium Mittelhessen gegen 1.30 Uhr. Wieso das Feuer allerdings ausgebrochen, das könne erst untersucht werden, wenn die Hitze soweit zurückgegangen sei, dass die Polizei mit der Ermittlungen beginnen könne. „Zur Zeit können wir noch nichts dazu sagen“, hieß es beim Polizeipräsidium. Wie Feuerwehrsprecher Lutz allerdings sagte, waren nicht 100 sondern 1000 Kubikmeter Gewerbemüll in einer Lagerhalle auf dem SBM-Gelände in der Pistorstraße in Flammen aufgegangen. Diesen brennenden Müll mussten die 135 Mann der Gießener Feuerwehren unterstützt von Kollegen aus Heuchelheim, Lollar, Steinbach und Lich erst aus der Halle schaffen, um ihn dann im Freien kontrolliert löschen zu können.
Welches Unternehmen hat dieser Brand nun getroffen? Gerade drei Jahre war es her, dass eigens für die Verbrennung von Restmüll in Gießen die mittelhessische Entsorgungsfirma Kreiling aus Gießen und das ebenfalls in Mittelhessen ansässige Bauunternehmen Weimer aus Lahnau auf dem ehemaligen Werks-Gelände von Gail Inax in Gießen, Geld in die Hand nahmen und eine Aufbereitungsanlage bauten. Mit dem in dieser Anlage aufbereiteten Müll werden nach Unternehmensangaben mindestens zwei andere Anlagen gefüttert: Die von der Stadtwerke Gießen AG ( SWG), erbaute Thermische Reststoffenergieverwertungsanlage (TREA) und die Verbrennungsanlage im Industriepark Höchst in Frankfurt. Insgesamt seien dafür rund 7 Millionen Euro investiert worden. Eigens für den Betrieb dieser Anlage war die SBM gegründet worden.
Dass dieser Bereich der alternativen Energiegewinnung nicht unumstritten ist, zeigen verschiedene Definitionsversuche dessen, was eine TREA sein soll und was sie nicht sein soll. Geht man nach einer Erklärung, die sich in den Archiven der SWG findet, so ist eine TREA keine Restmüllverbrennungsanlage. Das erklärte 2007 der technische Leiter der SWG, Reinhard Paul, in einem eigens einberufenem Pressegespräch zur „Versachlichung der Diskussion“. Stattdessen handele es sich um ein Heizwerk, das der Fernwärmeversorgung diene. Eine etwas andere Sicht der Dinge bringt dagegen der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland, kurz BUND. Dies allerdings nicht in Gießen, sondern in seinem Regionalverband Südlicher Oberrhein. Der Regionalverband spricht in verschiedenen Presseerklärungen zum Widerstand gegen den Bau einer zweiten TREA des Energieversorgers Eon von einer „Müllverbrennungsanlage“.
Ein weiteres Puzzleteil zur Sicht der Dinge stammt aus Witzenhausen. Dort stemmte sich der Verein Gesundes Gelstertal Witzenhausen ebenfalls gegen eine Müllverbrennungsanlage. Diese sei kein Ersatzbrennstoff-Kraftwerk sondern schlichtweg eine Anlage zur Beseitigung und Verwertung von Abfällen. Investor und Betreiber dieser Anlage sei das Busecker Unternehmen B+T Energie GmbH. Der Verein führt in seinen Protesten im wesentlichen Befürchtungen wegen Lauftverschmutzungen an.
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