BÜRGERWILLE/POLITIK und WIRTSCHAFT/UMWELT
Es war im Grunde die Nachricht des Abends, die Matthias Anke in der Mehrzweckhalle von Königsberg eher dem Druck des Bürgermurrens gehorchend, als tatsächlich aus freien Stücken sagte: „Ich muss zugeben, das war unter dem Zeitdruck wohl eher alles mit heißer Nadel gestrickt.“ Was der zuständige Projektleiter des Amtes für Straßen- und Verkehrswesen Schotten meinte, war die Sanierung der Landstraße (L3376) zwischen Frankenbach und Erda. Nun in Königsberg wolle man aus der Kritik lernen. In dem Biebertaler Ortsteil, dem höchsten und westlichsten im Landkreis Gießen steht ab 27. Juni die Sanierung der Ortsdurchfahrt an. Die Durchfahrt ist Teil der Landstraße L 3474, die von der L 3286 im Biebertaler Ortsteil Bieber abzweigt und den Anschluss an die L 3053 im benachbarten Lahn-Dill-Kreis bei Hohenahr bildet. Um die Bürgerschaft zu informieren, waren die Anlieger der Bergstraße zu einer Bürgerversammlung eingeladen worden. Bergstraße heißt die L3474 in Königsberg.
Über die Sanierung der Straße zwischen Frankenbach und Erda hatte das Mittelhessenblog bereits berichtet und darin die anstehende Sanierung der Ortsdurchfahrt Königsberg angekündigt. Die soll vom 27. Juni bis zur ersten Septemberwoche dauern. Trotz der Bürgerversammlung, die der Information dienen sollte, hatte Anke gemeinsam mit Biebertals Bürgermeister Thomas Bender aber keinen leichten Stand. Denn im Saal kursierte Unmut wegen ignorierten Bürgerwillens.
„Wir haben das im Ortsbeirat doch schon immer wieder als Thema gehabt. Es gab Verkehrsschauen, mit der Polizei, mit dem Straßenbauamt. Passiert ist aber nicht wirklich etwas. Das war, seit dem ich 1986 in die Politik ging und im Ortsbeirat war“, stellt Gerd Koch fest. Er moniert, dass die Wünsche der Königsberger zur Entschärfung der Verkehrssituation in Königsberg dem ASV schon lange bekannt gewesen seien. „Das war schon im Gespräch, als das ASV noch in Gießen war.“ Die hätte man doch bei den jetzigen Planungen für die Sanierung der Straße berücksichtigen können“, so Koch. Auf Nachfrage des Mittelhessenblog meinte dazu Matthias Anke, er könne dazu nichts sagen, weil er noch nicht so lange beim ASV in Schotten sei. Dafür sagte ASV-Amtsleiter Reiner Weil am Freitag, er wolle der Sache nachgehen, einerseits mit der Gemeinde Biebertal sprechen, andererseits Nachforschungen nach Unterlagen beim ASV anstellen. „Für die laufende Baumaßnahme ist das aber alles schon vorbei“, nahm Weil möglichen Hoffnungen auf verkehrsberuhigende Maßnahmen an den Ortseingängen Königsbergs den Wind aus den Segeln.
„Die Gelder für die Sanierung stammen aus dem Konjunkturförderprogramm. Da hieß es auch, schnell handeln, sonst wären die Gelder verfallen“, erläuterte Anke, wieso schnell gehandelt werden müsse. Abgesehen davon handele es sich lediglich um die Sanierung der Straßenoberfläche. Hier müssten in der Regel keine aufwendigen Planungsverfahren eingehalten werden. Außerdem sei der Auftrag für die Sanierung ja schon längst ausgeschrieben und die Firma, die mit der Straßensanierung sowohl der Landstraße zwischen Frankenbach und Erda wie der Ortsdurchfahrt Königsberg beauftragt sei, habe ja bekanntermaßen schon längst mit der Arbeit begonnen.
Die Erklärung, die von Anke kam, sorgte dennoch nicht für Ruhe. Man habe das Gefühl, als Ortsbeirat oder auch als schlichter Bürger werde man mit seinen Anliegen nicht wirklich ernst genommen, fasste Koch, der sich seit der neuen Legislaturperiode aus der aktiven Kommunalpolitik zurückgezogen hat, den Unmut der versammelten Anliegerschaft gegenüber dem Mittelhessenblog in Worte.
An der Grundstimmung konnte letztlich auch die Nachricht des Bürgermeisters nichts ändern, dass die Sanierung der Straße wie auch die von der Gemeinde gleichzeitig geplanten punktuellen Tiefbauarbeiten am Kanalnetz, der Wasserversorgung und der Gehwegverbesserung für die Königsberger weitestgehend ohne Kosten bleiben. Rund vier bis fünf der insgesamt rund 70 Anwesen an der Bergstraße müssten mit Kosten zwischen 1500 und 2000 Euro rechnen, erklärte Jens Gelzenleuchter vom Planungsbüro Best. Das Planungsbüro ist von der Gemeinde mit der Planung der Tiefbauarbeiten betraut. Die Gesamtkosten für die gemeindlichen Bauarbeiten liegen bei rund 150000 Euro, die für die Straßensanierung bei rund 300000 Euro.
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