BILDUNG/POLITIK und WIRTSCHAFT
„Ist das geil“, „Wir kommen ins Fernsehen“ Die Freude von Lukas Duru an der Adolf-Reichwein-Schule in der mittelhessischen Stadt Pohlheim ist spontan. Er freut sich über das Ergebnis einer Woche intensiver Medienarbeit, die er gemeinsam mit neun anderen Mitschülern und Mitschülerinnen auf sich genommen hat: Ihre Schule ist gemeinsam mit drei anderen mittelhessischen Schulen unter den ersten zehn des hessenweiten Videowettbewerbs „Meine Ausbildung- Schüler führen selbst Regie“, zu dem der hessische Rundfunk aufgerufen hatte. Am 19. Mai geht es zur Preisverleihung nach Frankfurt. Dann entscheidet sich, ob die ARS und die anderen drei Schulen aus den Landkreisen Gießen, Vogelsberg, Lahn-Dill und Limburg-Weilburg in Mittelhessen es auch unter die ersten fünf geschafft haben. Dann wäre nicht nur die Ausstrahlung der zehn besten Beiträge sicher, sondern auch ein Anteil an den insgesamt 11000 Euro Preisgeld, die der Sender ausgelobt hat. Am 28. und 29. Juni sollen die Beiträge gesendet werden.
Insgesamt sind es 60 Schulen, die sich an dem Wettbewerb beteiligt haben, zu dem der HR 2011 zum dritten Mal eingeladen hatte. Aus Mittelhessen sind es neben der ARS aus Pohlheim auch die Schule an der Wascherde in Lauterbach, die Marienschule in Limburg und die kaufmännischen Schulen des Lahn-Dill-Kreises in Dillenburg, die es unter die ersten zehn geschafft haben. So unterschiedlich die vier mittelhessischen Schulen auch sind , so unterschiedlich sind die Beiträge mit denen die Schülern zeigen, was ihnen Beruf und Ausbildung bedeuten. In Lauterbach ist es eine Haupt- und Realschule, in Dillenburg eine Mischung aus vielen Schultypen, in Limburg ein privates Mädchengymnasium und in Pohlheim eine bis zur 10. Klasse führende integrierte Gesamtschule, die Mittelhessen nun im HR-Wettbewerb als Botschafter vertreten.
„Geil, stell Dir vor, wir kommen ins Fernsehen“ und „Dann hat sich die Arbeit ja gelohnt“: Völlig perplex und überrascht reagierten Lukas Duru, Jasmin Kücükkaplan, Pervin Kaplan und Carolina Brill auf die Nachricht, die ihnen Anja Janetzky und Beate Meilinger im Besprechungszimmer von Schulleiter Norbert Kissel in der Pohlheimer Adolf-Reichwein-Schule eröffneten. Daran dass die vier und mit ihnen sechs weitere ins Fernsehen, nämlich ins Programm des Hessischen Rundfunks kommen, sind sie allerdings nicht ganz unschuldig und haben dafür etwas getan, was die Jury, die sich mit der Auswertung ihres Films so überzeugt hat, dass sie nun neben zehn weiteren hessischen Schulen in die nähere Auswahl gekommen ist. Der Sender hatte zum 2010 zum dritten Mal Hessens Schulen und Einrichttungen der Jugendhilfe zur Teilnahme am Videowettbewerb „Meine Ausbildung“ aufgerufen. „Die Schüler sollen dabei lernen, mit neuen Medientechniken umzugehen und am Ende soll dabei ein sieben Minuten dauernder Film herauskommen“, erklärt Anja Janetzky, die eigentlich beim Gießener Institut für Berufs- und Sozialpädagogik, einem privaten Bildungsträger, beschäftigt ist. Im Rahmen einer Kooperation mit der ARS, die vom Profil her eine Integrierte Gesamtschule ist und Schüler bis zur Jahrgangsstufe 10 unterrichtet, leistet Janetzky aber die Arbeit eines Übergangscoachs. „Das heißt, ich helfe den Jugendlichen bei ihren Fragen rund um den Wechsel von der Schule ins Berufsleben oder gebe Tipps für die richtige Bewerbung“, erläutert Janetzky.
Gemeinsam mit der Jahrgangsstufenleiterin Beate Meilinger hatte sie dann im Herbst die Idee gehabt, dass sich die Schüler der ARS doch eigentlich auch an dem HR-Wettbewerb beteiligen könnten. Als Preis, so informiert der Sender, winken unter anderem „hohe Preisgelder“, So seien 2010 unter den Siegern 14000 Euro verteilt worden. Abgesehen davon würden die zehn besten Beiträge ohnehin gesendet. Und der Beitrag, den die ARS-Schüler aus Pohlheim in Eigenregie mit einer vorherigen Einarbeitung durch das Team des Offenen Kanals in Gießen erstellt haben, hat es nun unter diese zehn besten hessischen Beiträge geschafft.
In dem siebenminütigen Videoclip, hinter dem rund eine Woche Arbeit steckt, die die Schüler auch in ihrer Freizeit mit geleistet haben, geht es um zwei Mädchen, die sich auf eine Stelle bewerben. Darin spielt Jasmin eine verwöhnte Tochter aus einer reichen wohlhabenden Familie und Pervin Kaplan ein Mädchen aus einer schlechter gestellten Familie. Lukas Duru tritt als Chef auf, der die Gespräche mit den beiden Bewerberinnen führt. Carolina Brill ist in einer Anfangsszene zu sehen und außerdem für die Abläufe hinter der Kamera mit verantwortlich. In dem Film macht die verwöhnte Tochter alles falsch, was am Ende dazu führt, dass sie die Stelle nicht bekommt. Die von ihr dargestellten Verhaltensweisen bezeichnet Übergangscoach Janetzky „als leider allzu häufiges Verhalten von Kindern, die in einem Zustand der Wohlstandsverwahrlosung aufwachsen“.
Das Engagement der zehn ARS-Schüler, zu denen noch Helena Durmaz, Laura Janka, Daniel Aykal, Rume Demin, Ninorta Esso und Ninive Nouri gehören, hat sich jedenfalls in mehrfacher Hinsicht ausgezahlt: Für ihren Einsatz bekommen sie die Note 1, sie sind in der hessenweiten Endauswahl, fahren mit einer Abordnung am 19. Mai nach Frankfurt. Dann werden sie erfahren, ob sie auch unter den ersten fünf hessischen Schulen sein werden, die sich in dem Wettbewerb durchgesetzt haben.
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