UMWELT/POLITIK und WIRTSCHAFT
Es sind die kleinen Nachrichten, die das Chaos überdeckt, das Erdbeben, Tsunami und Explosionen im Atomkraftwerk in Fukushima, Sendai und anderen japanischen Städten im Nordosten ausgelöst haben und es wert sind, dass nicht nur von Mittelhessen darauf geblickt wird, etwa die 87000-Euro-Spende einer 70-Jährigen Frau für ihre 1200 Kilometer weiter entfernt lebenden Landsleute im Erdbebenkatastrophengebiet.
In ihrer heute erscheinenden Ausgabe berichtet die in Tokio erscheinende Zeitung Yomiuri Shimbun über eine 70-jährige Frau aus Osaka, die plötzlich im Rathaus von Osaka am Montag um 10 Uhr (japanische Ortszeit) erschien und den verblüfften Mitarbeitern einen Papierbeutel mit 10 Millionen Yen auf den Tisch stellte. „Ich hoffe, damit kann den Opfern geholfen werden“, erklärte die alte Dame. Das Geld solle für die von Erdbeben und Tsunami heimgesuchten Menschen von Tohoku verwendet werden, habe die Frau bestimmt. Osakas Bürgermeister Kunio Hiramatsu versicherte gegenüber Journalisten, dass das Geld, das „aus dieser großartigen Spende stammt“ unverzüglich verwendet werden solle, um den Menschen in Tohoku zu helfen. Osakas Bürgermeister bezeichnet die Spende der Frau als „generöse Geste“. Vor allem, wenn man diese spontane Hilfsbereitschaft einer namentlich nicht weiter genannten Frau für ihre Landsleute mit der Spendenbereitschaft vergleicht, wenn etwa in Deutschland Menschen durch eine Naturkatastrophe um ihre Existenz gebracht werden.
Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass Hiramatsu mit dieser Feststellung den japanischen Kollegen keine auflagenstarke Schlagzeile diktiert hatte. Osaka liegt ungefähr 1207 Kilometer entfernt von Tohoku. Die Präfektur Tohoku liegt im äußersten Nordosten des Landes. Auf halber Strecke liegt Warabi, die Partnerstadt der mittelhessischen Stadt Linden. Fukushima liegt wiederum auf der halben Strecke zwischen Warabi und Tohoku.
Zum Vergleich: Von Flensburg sind es mit einem Umweg über Linden nach Passau rund 1100 Kilometer. Oder von Aachen über Linden in die 2010 vom Hochwasser getroffenen Gebiete in Sachsen rund 749 Kilometer. Eine Recherche in den diversen deutschen überregionalen Medien zu dieser Katatstrophe über vergleichbare Hilfen verlief bisher ergebnislos. Die Mittelhessenblog-Redaktion wird entsprechende Hinweise aber sofort aufnehmen. Vor diesem Hintergrund erscheint die gute Tat dieser Frau als besonders lobenswert und beispielhaft – unabhängig von den persönlichen finanziellen Umständen, über die von den japanischen Kollegen nicht berichtet wurde.
Japanische Einzelspende macht 66 Prozent der deutschen Gesamtspenden bei Groupon aus.
Welche Dimension dieser Betrag hat, verdeutlichen auch aktuelle Zahlen der Preisvorteilplattform über eine aktuelle Spendenaktion für die japanischen Erdbebenopfer:Rund 2,2 Millionen Euro seien für die Opfer zusammengekommen, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der Groupon GmbH in Berlin. Davon seien allein in Deutschland 260000 Euro zusammengekommen. Die Besucher der Plattform waren gebeten worden, je zwei Euro zu spenden. Die 2,2 Millionen Euro setzten sich aus Spenden aus 24 Ländern zusammen. 130000 Euro waren in Deutschland zusammengekommen. Diese 130000 Euro verdoppelte Groupon. Anders ausgedrückt: Die Spende der unbekannten Japanerin macht allein mehr als 66 Prozent der Spenden aus, die durch die deutschen Groupon-Spender zustande kamen. Das Unternehmen hat das deutsche Ergebnis dann noch einmal mit 130000 Euro verdoppelt. Wie es in der Mitteilung des Unternehmens heißt, soll mit der Spende die Arbeit des Japanischen Roten Kreuzes unterstütz werden, das zur Zeit mit 86 Teams im Dauereinsatz sei.
Die Originalnachricht im Daily Yomiuri Shimbun vom 16. März 2011
——————————————————————————————————-
Kurze Notiz zu Yomiuri Shimbun: Die liberal-konservative Zeitung gilt als die auflagenstärkste Zeitung der Welt und ist seit Februar 2011 Medienpartner des FC Bayern München in Japan. Bayern München hat Anfang Februar eine Zusammenarbeit mit Yomiuri Shimbun bekannt gegeben.
fatloss4idiots meint
Nice reading. Very helpful