Die gute Nachricht des Jahres 2010 kommt aus der mittelhessischen Stadt Gießen: Dort hat sich die Niederlasssung einer VW- und Audi-Vertriebsgruppe gemeinsam mit Geschäftsleitung und dem Betriebsrat entschieden, 18000 Euro für die Arbeit der Brücke zu spenden. Die Brücke ist eine soziale Einrichtung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, die sich um aus der sozialen Bahn geworfene Mitmenschen kümmert, die obdachlos geworden sind.
Streichungen im Bildungsektor, Zusammenlegen von Firmensitzen, Familien, die trotz anziehender Konjunktur immer noch oder dennoch jeden Euro mehrmals umdrehen müssen, bevor sie ihn ausgeben, Einschränkungen von Bürgerrechten mit der Begründung, man müsse sich vor der gestiegenen terroristischen Bedrohung schützen, Kommunen, die nicht auf die Empfehlungen des Bundesverkehrsministeriums hören und deswegen nun ohne Streusalz fürchten müssen, ihrer Wegesicherungspflicht nicht nachkommen zu können: Es gab und gibt 2010 genügend Dinge, die nicht rund laufen. Auf lokaler, regionaler, überregionaler Ebene. Doch hin und wieder geschehen Dinge, die dann doch zeigen, dass es irgendwo noch sein muss: Das Gute im Menschen. „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“ – stellte schon Johann Wolfgang v.Goethe fest. Diese Einstellung nahmen sich nun Geschäftsleitung und Belegschaft eines Gießener Autohauses zu Herzen und entschieden sich, weil die Geschäfte mit dem Verkauf neuer Wagen 2010 „anders als erwartet“ außerordentlich gut gelaufen seien, 18000 Euro für die Brücke zu spenden. Die Brücke ist eine Einrichtung der Diakonie der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in Gießen.
Deren Leiter, Holger Claes, hatte gesprächsweise sorgenvoll auf das allgemeine Spendenverhalten hingewiesen, gerade bei einem der größten Tafelprojekte Deutschlands, in Berlin. Das was in Berlin geschähe, sei oft signalgebend für den Rest der Republik. Und in der deutschen Hauptstadt sei die Bereitschaft rapide gesunken, für Projekte wie die Tafel zu spenden. Zur Erklärung: Die Tafel versorgt Menschen, die sich wegen massiver finanzieller Probleme sonst keine vernünftige Ernährung leisten könnten, mit Lebensmitteln, die im Lebensmitteleinzelhandel ansonsten wegen Ablauf des Mindesthaltbarkeitdatums entsorgt werden würden.
Die Brücke ist eine Einrichtung der Diakonie der EKHN in Gießen, in der unter anderem täglich zwischen 60 und 80 Menschen bekocht werden, die aus den unterschiedlichsten Gründen ihr Dach über dem Kopf verloren haben, die durch Arbeitsverlust aus ihren sozialen Strukturen gerissen wurden und zum größten Teil unfreiwillig auf der Straße gelandet sind. Genau da, so Claes, setze die Arbeit der Brücke an, diesen Menschen zu helfen, den Weg wieder zurück in eine normale bürgerliche Existenz zu finden. „Das, was für uns selbstverständlich ist, ist für sie oft genug immer wieder ein unlösbares Problem: Wäsche waschen, die Notdurft verrichten, warme Mahlzeiten bekommen.“ Ganz zu schweigen von Telefon, Internet, sich an einem ruhigen Ort mit Freunden oder Bekannten unterhalten. Deswegen sei die Brücke für jede noch so kleine Spende dankbar, von der etwa Wäschetrockner, Waschmaschine oder eine Spülmaschine angeschafft werden können. Die 18000 Euro-Spende, die die Brücke nun erhalten habe, falle deswegen auf einen fruchtbaren Boden. „Aus meiner früheren Arbeit weiß ich, dass es wertvolle Menschen sind, die umsomehr es zu schätzen wissen, wenn jemand, dessen Geschäfte gut laufen, anderen etwas von diesem Glück wieder zurückgeben will.“
Nähere Informationen über die Brücke gibt es hier.
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