Liebe Mittelhessenblogleser: Es war eine illustre Schar, die sich zur Lanzrunde versammelt hatte. Das Thema Bildung und die Debatte darüber, ob unser Schulsystem versagt oder nicht, auf großer Bühne, sicherlich auch und gerade für Mittelhessen mit seinen zwei Universitäten, Fachhochschule, 31 Haupt- und Realschulen, 47 Gesamtschulen, 36 Gymnasien, 34 beruflichen Schulen* und mehr als hundert Grundschulen ein interessantes Thema. Machte das Thema der Mittelkürzungen im Bildungsbereich doch gerade erst im Frühjahr mit dem Protest der mittelhessischen Universitäten die Runde. Um Gelder geht es auch bei der Finanzausstattung für Sach-und Personalmittel der Schulen. Um das, was den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf ihrem Weg in ein solides (Berufs)-Leben vermittelt wird, geht es in der Regel nicht.
Dafür sorgte nun die rebellierende Grundschullehrerin Sabine Czerny aus Bayern, die sich in der Lanz-Runde vom 2. November im ZDF nun eine Diskussion mit Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer, dem Kommuinkationsexperten Professor Klaus Kocks, selbst ein früherer Lehrer, und dem Modeschöpfer Harald Glööckler, mit bürgerlichem Namen Harald Glöckler lieferte.
Sollen Kinder nun Noten bekommen oder nicht, dies war der eine Hauptstrang, der andere die verschiedenen Befindlichkeiten der beteiligten Personen in Erinnerung an ihre eigene Schulzeit – ein weiterer Schauplatz, das Bemühen des ZDF-Moderatoren Markus Lanz, aus Glööckler mit verschiedenen Anläufen das Geburtsdatum herauszukitzeln.
Nun sollte man annehmen, dass in einem gebührenfinanzierten Sender genügend Experten im Hintergrund sitzen, die ihre Hausaufgaben machen, wenn es um Nachrichten und/oder Shows geht, die den Anspruch haben, außer seichter Unterhaltung auch noch ein paar nützliche Informationen zu vermitteln.
Den Faktengehalt oder die Vorbereitung auf eine Sendung durchgängig bei allen Sendern oder auch nur einem durchgängig zu überprüfen, ist ein mindestens ebenso utopisches Vorhaben wie die durchgängige Kontrolle aller Lebensmittel, bevor sie im Verbrauchermagen landen. Man muss mit Stichproben arbeiten. Dabei gibt es mindestens zwei Möglichkeiten: Über einen definierten Zeitraum überprüfen, ob alles in Ordnung ist oder aus der Fehlerhäufung an einem bestimmten Überprufungsdatum auf den Gesamtzustand des zu überprüfenden Objekts schließen.
Im Fall der aktuellen Lanz-Sendung gilt der zweite Ansatz: Lanz versuchte vergeblich mit mehreren Fangfragen, Glööckler aufs Eis zu führen, um ihn dazu zu bringen, sein wahres Alter zu verraten. Den entscheidenden Hebel lieferte der Unternehmer Göckler allerdings mit einer simplen Eigenschaft mit, die Lanz nicht abfragte: Die Rechtsform seines Unternehmens spricht für einen Eintrag im Handelsregister. Dort wiederum sind die Daten der Geschäftsführer eines Unternehmens einschließlich ihrer Geburtsdaten festgehalten. Eine simple Recherche hätte Lanz und seiner Redaktion bereits im Vorfeld die passenden Argumente lieferen können. Denn in einer öffentlichen Bekanntmachung vom 7. Oktober 2009 um 12 Uhr wurde vom Amtsgericht Charlottenburg mit dem Aktenzeichen HRB 122 305 B unter anderem dieses zur Harald Glööckler International GmbH festgestellt: „Geschäftsführer:; 1. Glöckler, Harald, *30.05.1965“ . Der komplette Eintrag kann hier nachgelesen werden. Mit diesem Wissen ausgestattet, hätte Lanz letztlich Glöckler widerlegen können, er habe sämtliche Daten, die Rückschluss auf sein Alter zulassen, entfernen lassen.
Angesichts dieses für sich sicherlich kleinen Details verliert die Glaubwürdigkeit einer Fernsehveranstaltung wie Lanz allerdings an Boden.
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