Liebe Mittelhessenblogleser: Zwar heißt es klassisch „De mortuis nihil nisi bene – Über die Toten nichts, es sei denn Gutes“, wenn es um eine Person des öffentlichen Lebens geht, noch dazu eine, die für ihre Verdienste einerseits mit Auszeichnungen und Ehren überhäuft wurde, andererseits diese Person durch ihr Handeln Kluften in der Gesellschaft deutlich macht, dann sei ein kritischer Blick auf die öffentliche Person gestattet – wie bei dem überraschend gestorbenen Hermann Scheer. Noch vor kurzem hatte der in Wehrheim geborene Träger des Alternativen Nobelpreises im aktuellen Streit um Stuttgart 21 Stellung bezogen und sich für mehr direkte Bürgerdemokratie eingesetzt, hat bis zuletzt Vorträge für sein Ziel gehalten, die Energieversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen, speziell auf dezentral erzeugten Sonnenstrom. Liefern die etablierten Medien zur Zeit die üblichen Betroffenheitsnoten aller Lager, wagt das Mittelhessenblog einen Blick um die Ecke zurück.
Der Tod Hermann Scheers (SPD) berührt auch den mittelhessischen Raum. Als kommender hessischer Wirtschaftsminister gehandelt, warb der Träger des Alternativen Nobelpreises auch in Mittelhessen für einen konsequenten Wechsel von den fossilen hin zu den erneuerbaren Energien.
In Marburg hatte Scheer, der für ein Kabinett Ypsilanti in Hessen die Energietrendwende plante, sich im frühen Wahlkampf 2007 für die Wahlen zum hessischen Landtag einen Disput mit dem damaligen Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Professor Dr. Norbert Walther, geliefert.
Kern des Disputs während de zweiten Veranstaltung rund um erneuerbare Energien, zu der der mittelhessische Bezirksverband des Bundesverbands der mittelständischen Wirtschaft damals eingeladen hatte, war damals schon die hohe staatliche Subventionierung der Stromerzeugung mit Photovoltaikzellen.
Walther hatte 2007 in Marburg vor der Entwicklung gewarnt, die nun drei Jahre später nicht nur den ohnehin klassischen Kritikern der erneuerbaren Energien aus den Reihen der Atom- und Kohlekraftbefürworter Auftrieb verleiht, sondern das Lager der Erneuerbaren selber spaltet, einschließlich von Verbraucherschutzverbänden. Scheers Pläne in Verbindung mit der geplanten wirtschaftlichen Umsetzung – so sehr das Motiv um eine saubere Energiegewinnung auch ehrenhaft war – trieben vor drei Jahren selber die mittelhessischen Gewerkschaften auf die Barrikaden.
Volker Weber, heute stellvertretender Leiter des Landesverbandes Hessen-Thüringen der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) schimpfte damals als verantwortlicher mittelhessischer Bezirksleiter, dass Scheer von Wirtschaftspolitik ungefähr „soviel Ahnung hat wie seine linken Wahlhelfer“. Gerade in der mittelhessischen Region, in der vor drei Jahren die Grundlagen für den Ausbau von Biomasse als vor der Tür wachsender Rohstoffträger zumindest in der politischen Umsetzung gelegt werden sollten, stießen die Scheerschen Pläne auch und gerade an der Basis seiner eigenen Partei auf Skepsis. Die Vorstellung, dass künftig Solarparks und Windräderalleen entlang der zentralen Verkehrstrassen blickbestimmend werden sollten, war der geringste Kritikpunkt.
Heute, drei Jahre später, gibt es gerade in Mittelhessen, zumindest auf der offiziellen Ebene des mittelhessischen Regierungspräsidiums, den Ehrgeiz, das Land Hessen bei seinen eigenen Plänen zu übertrumpfen, den Kohlendioxidausstoß zu verringern. Redet das Land von 20 Prozent bis 2020, sollen es in Mittelhessen 30 Prozent sein.
Als heimliche treibende Kraft für diese Entwicklung kann sicherlich Hermann Scheer gelten.
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Harald Krause meint
Die größte Schwäche des EEG, ist dessen Erfolg.
Der Boom der Solarbranche und damit die hohen Belastungen für die Volkswirtschaft wurden durch unangepasste Senkung der Fördersätze für Solarstrom ausgelöst.
Hermann Scheer war ein Visionär, der nicht nur die Erneuerbaren Energie etabliert hat. Mit seiner Forderung nach Dezentralisierung der Energiegewinnung, hat er sich dem Oligopol der Energieriesen (E.ON, RWE, EnBW, Vattenfall Europe und EWE AG) entgegengestellt. Diese Konzerne haben überhaupt nichts gegen erneuerbare Energien, solange sie dabei kräftig mitverdienen können.
Die große und berechtigte Angst der Konzerne ist ihr Machtverlust, der mit der Einführung des EEG einhergeht.
In diesem Lichte betrachtet ist es schon verblüffend, daß ausgerechnet die schwarz-gelbe Regierung die Fördersätze solange laufen lässt, bis sogar Gewerkschaften und Verbraucherschützer auf die Straße gehen.
Die Macht der Stromriesen reicht sehr weit und letztlich sind die alternativen Energien alternativlos. Ohne Subventionierung wird dieser gesellschaftliche Wandel nicht machbar sein. Diese Subventionierung muß aber mit Augenmaß und Bedacht erfolgen, sonst wird das Ziel ins Gegenteil verdreht.