Liebe Mittelhessenblogleser: Mobiles Arbeiten, Telearbeit, oder umfangreiche Dateien verschicken müssen: Um eine brauchbare technische Ausstattung kommt man dabei nicht herum. Dass zwischen politischem Wollen und tatsächlichem Handeln indes große Unterschiede bestehen, mag diese Episode aus dem mittelhessischen Heuchelheim zeigen: Während der CDU-Bürgermeister die Zeichen der Zeit erkannt hat, bekommt die Landesregierung aus CDU/FDP zumindest mal die gelbe Karte ausgestellt. Im Zuge der Erstellung einer Breitbandanalyse für den mittelhessischen Raum und damit auch für Heuchelheim kritisierte der Berater vor allem die knauserige Haltung der Landesregierung, wenn es um Gelder für die Breitbandförderung geht. Ganze 700000 Euro habe das Land bereitgestellt, während andere Länder mit Millionenbeiträgen in die Breitbandtechnik hineingehen:
Zwischen dem landespolitisch gesetzten Anspruch, möglichst schnell und möglichst viele Teile der Bevölkerung ans schnelle Internet anzuschließen, die weißen Flecken auf der Kommunikationslandkarte auszumerzen und der tatsächlichen Realität, diesen Anspruch auch umzusetzen, klaffe eine ziemliche Lücke, erläuterte Heinz Bergfeld vom Solmser Institut für Regionalmanagement während der Vorstellung der DSL-Versorgung Heuchelheims. Im Kreis selber stehe Heuchelheim im Vergleich etwa zu Hungen oder Lich in der Versorgung bessser da. Dennoch gibt es Nachholbedarf. So könnten 40 Prozent der Haushalte im Ortsteil Heuchelheim selber theoretisch über eine 8 Megabitleitung ins Netz gehen, wenn sie diese Anschlussart nutzen, mehr als 50 Prozent nutzen die zwei bis sechs Megabit und zwei Prozent, die mit einer Verbindung zwischen einem und zwei Megabit ins Netz gehen. In Kinzenbach dagegen sei die Lage wesentlich weniger gut. Dort sind 34 Prozent der Haushalte mit einer Verbindung zwischen zwei bis sechs Megabit ans Netz angebunden, 46 Prozent müssen sich mit ein bis zwei Megabitleitungen begnügen und 16 Prozent mit dem so genannten DSL-Light mit dem Netz verbunden. Steinz selber bestätigte den Unterschied, den er schnell festgestellt hatte, als er von Gießen nach Kinzenbach gezogen war.
Bezogen auf Unternehmen, die sich darüber beschweren, dass sie nicht über schnelles Internet verfügen könnten, sagte Bergfeld allerdings etwas anderes: „Wenn gesagt wird, dass es kein schnelles Internet gibt, dann muss ich dem widersprechen. So stimmt die Aussage nämlich.nicht Man kann wie in der Vergangenheit immer noch mit Standleitungen oder festen Anbindungen ins Netz gehen. Nur das kostet im Monat dann 500 oder 600 Euro. Das wollen die meisten Unternehmen nicht bezahlen, die lieber mit der Technik ins Netz gehen, die für die so genannten Privatkunden bereit gehalten wird“, stellte Bergfeld fest. Der Berater erklärte in Heuchelheim, um künftige Anforderungen an zeitgemäße Telekommunikation zu erfüllen, sei es vernünftig, bei Straßenbauarbeiten gleich Leerrohre mit zu verbauen.
Bergfeld sprach ebenfalls die so genannte Digital Dividende an, die nach der Verteilung frei werdender Rundfunkfrequenzen zur Zeit als neue Lösung gesehen wird. „Dabei werden etwa über einen Funkmast vom Anbieter zwei Megabit angeboten. Wenn man dann um Mitternacht im Netz ist, mag man dann vielleicht eine einigermaßen störungsfrei Verbindung haben. Je mehr aber surfen, umso langsamer wird es für den einzelnen“, stellte Bergfeld fest.
Steinz erklärte zur weiteren DSL-Zukunft seiner Gemeinde, dass vermutlich angesichts der bekannten Kassenlage die Hybridlösung gewählt werde, um die Haushalte zu versorgen.
Soweit der Blick in die mittelhessische Gemeinde. Vor gut einem Jahr hatte das ZDF berichtet, die Anfang 2009 beschlossene Breitbandinitiative des Bundes sei ins Stocken gekommen. Zu teuer. Zuviel Gerangel. Technische Probleme. Dabei hatte es geheißen, bis spätestens bis Ende 2010 sollten die weißen Flecken von der Landkarte verschwunden sein. In einer Pressemitteilung des Bundeswirtschaftsministeriums vom 20. Mai 2010 ist der ursprüngliche Optimismus dagegen stark gedämpft. Dort heißt es im Zusammenhang mit der im Mai 2010 beendeten frei gewordener Funkfrequenzen, die weißen Flecken könnten jetzt „besser beseitigt werden.“ Von einer Zielvorgabe keine Rede mehr. Das deckt sich mit den Befürchtungen des Heuchelheimer Bürgermeisters Steinz: „So wie die Lage ist, bleibt uns gar nichts anderes übrig, als die günstigste vertretbare Lösung zu wählen.“
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