Liebe Mittelhessenblogleser: 70000 Mozzarellakäse auf einen Streich wurden in Italien am Sonnabend nach einer Kundenanzeige beschlagnahmt. Sie stammten nicht aus einer italienischen Produktion, sondern von einer deutschen Firma, die damit einen norditalienischen Discounter beliefert hatte. Das berichtete der österreichische Standard. Der Grund: Der Käse lief beim Öffnen blau an. Ein Video, das den italienischen Behörden von einer Kundin zugespielt wurde, löste letztlich die jetzt laufenden Untersuchungen aus. Sollten die bisherigen öffentlich gewordenen Informationen zutreffen, konzentriert sich die Spurensuche in Deutschland auf Oberbayern. Falls nicht, kämen mindestens 18 mögliche Mozzarella-Hersteller infrage:Darunter zwei in Hessen im Einzugsbereich mittelhessischer Milchlieferanten, und ein italienisches Unternehmen in Berlin, das mit deutscher Milch Mozzarella für den italienischen Markt herstellt.
Der Fall wirft gleich mehrere Fragen auf: Wie es um die Sicherheitskontrollen deutscher Lebensmittel bestimmt ist, die exportiert werden sollen und welche Recherchen angestellt wurden, um den Kreis der möglichen Lieferanten von vornherein einzugrenzen.
Gerade wenn es um Käse geht, ist Deutschland inzwischen an der Weltspitze, beim Export und bei der Käseherstellung. Das hatte der parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung. Lanmdwirtschaft und Verbaucherschutz, Dr. Gerd Müller, bereits 2007 festgestellt. Im gleichen Ministerium wird auch darauf hingewiesen, dass es ein ausgeklügeltes Zusammenspiel zwischen Bund, den Ländern und der EU gibt, wenn Lebensmittel aus Deutschland exportiert werden sollen. Die Untersuchungen, ob es nun ein Bakterium war, das die Mozzarella bei Luftkontakt hat blau anlaufen oder ob der Käse durch Schadstoffe verunreinigt war, laufen noch. Diese Ergebnisse müssen noch abgewartet werden.
Wer der Verursacher ist, scheint aber dagegen klar zu sein. Trotz aller Bemühungen, den Namen des Unternehmens aus den Medien herauszuhalten, liefern die Medien selber den Hinweis, wenn auch in Bruchstücken, die erst zusammengesetzt ein Bild ergeben. So bringt das Greenpeace-Magazin eine dpa-Meldung, die nach Bayern ins Haag führt. Der Bayerische Rundfunk selber legt die Spur durch zwei Geschichten zum Familienunternehmen Milchwerke Jäger im Oberbayerischen Haag. In einer Geschichte zum aktuellen Mozzarella-Fall wird der Name zwar nicht genannt, dafür aber in einem Portrait vom 26. März 2010, in dem es um das Unternehmen geht, das 2010 im 140. Jahr besteht und nach eigenen Angaben zu den ältesten noch bestehenden deutschen Molkereien gehört. Im BR-Beitrag vom 20. Juni 2010 ist dagegen von „einer Käsefabrik in Haag in Oberbayern“, die Rede. BR-Online gibt in dieser Meldung eben jene Formulierung wieder, die sich auch in der dpa-Meldung findet, auf die sich das Greenpeace-Magazin stützt.
Das Mittelhessenblog wird dies zum Anlass nehmen, der nach diesen Meldungen anscheinend betroffenen Firma Gelegenheit zu einer Stellungnahme zu geben. Der Grund dieser Anfrage: Die Spuren, die der BR legt, lassen letztlich keinen Zweifel, dass es sich tatsächlich um das Familienunternehmen handelt, das sich auf den Italienmarkt spezialisiert hat. Es bleiben aber mindestens 18 andere Möglichkeiten: In Berlin produziert ein italienisches Unternehmen aus deutscher Kuhmilch Mozzarella für den italienischen Markt. Darüber hatte unter anderem die Süddeutsche Zeitung am 7. Dezember 2009 berichtet. Zum anderen, sollte sich der Verdacht nicht bestätigen, so bleiben laut einer Auflistung des in München ansässigen Sachonverlag eine Liste von 17 Unternehmen, die sich mit der Herstellung von Mozzarella befassen, zwei davon sind hessische Unternehmen, eines in Wiesbaden, das andere in Friedberg, insgesamt damit auch im Einzugsbereich mittelhessischer Milcherzeuger.
Die Anfrage an die Milchwerke Jäger wird das Mittelhessenblog in gewohnter Weise transparent gestalten um somit einen fairen Meinungsbildungsprozess zu gewährleisten.
Maximilian meint
Eine eigentlich einerseits ganz lustige Sache, habe noch nie einen blauen Mozzarella gesehen andererseits erschreckend, dass solche Produkte nicht abgefangen werden. Andererseit ist in unserem Land ja auch ein Minister für Verbraucherschutz und für die Firmen zuständig. Wo mag da wohl die stärkere Lobby sein. Ich weiß die verbrauchermaxzentrale bemühen sich sicherlich, aber letztlich ist doch mehr Geld in der Industrie, dass solche Schlampereien immer mal überdeckt werden.
Nora meint
Waren da nicht Schrauben und Eisenspäne drin? Wie merkwürdig, im örtlichen Supermarkt gibt es keinen Mozzarella mehr im Angebot, deshalb habe ich kein Problem damit, wenn das Plagiat aus Oberbayern blau wird.
Liebe Hersteller, gerne dürft Ihr Euren billigen Mist selbst essen. Von mir gibt es dafür keinen Euro mehr.
Christoph von Gallera meint
Liebe Nora,
Schrauben und Eisenspäne? Das wäre eine neue Variante. Inzwischen gibt es wieder Mozzarella. Zumindest, wenn ich das Angeboot in vielen hessischen Supermärkten überblicke. Einen guten Hintergrund liefert insgesamt für die Lebensmittelszene ein Buch von Foodwatch-Gründer Dr. Thilo Bode. Der Name des Buches ist bezeichnend: „Die Essensfälscher“. Im Mittelhessenblog wird dazu noch in der Vorweihnachtszeit eine Rezension erscheinen. Sozusagen als Tipp für ein alternatives Weihnachtsgeschenk 🙂