Gibt es Jubiläen zu feiern, gibt es getreu dem Zeitgeist in der Regel dazu auch eine Website. Vor allem, wenn es sich um öffentliche Institutionen handelt. 2018 war so ein Jahr. Da feierte Hessen nämlich 25 Jahre Regionalentwicklung. Für die Regionalentwicklung gibt es so genannte Regionalforen. In Hessen heute 25. Vielleicht. In Mittelhessen sieben. Um es vorwegzunehmen: Es geht um eine öffentliche Website mit vielen Links, die ins Nichts oder in den Wartungsmodus führen. Sitz des Vereins Hessische Regionalforen ist Alsfeld.
25 oder 24 Regionen in Hessen?
Die Rede ist von den Hessischen Regionalforen. Davon soll es heute 25 geben. Das geht aus dem Angebot der Vogelsberg-Consult in Alsfeld hervor, deren Geschäftsführer Thomas Schaumberg gleichzeitig als Herausgeber für die Hessischen Regionalforen auf deren Website als verantwortlicher Ansprechpartner genannt wird. Am 17. August 2018, als das 25-jährige Bestehen der Regionalforen gefeiert wurde, waren es offiziell noch 24. Darüber informieren sowohl die Website wie auch ein PDF-Dokument mit dem Programmablauf der Feier. Und aktuell sprechen andere wie die der Vitalen Orte Hessen ebenfalls noch von 24 . Bei den Vitalen Orten steht das hessische Umweltministerium als verantwortlicher Herausgeber im Impressum.
Grundlage dieser Foren ist das LEADER-Programm der EU. LEADER steht für „Liaison Entre Actions de Développement de l’Économie Rurale“, was soviel heißt wie: Verbindung zwischen Partnern (wörtlich: Aktionen) zur Entwicklung der Wirtschaft im ländlichen Raum. Dieses LEADER-Programm wiederum ist eingebettet in eine andere Maßnahme der EU: Die ELER-Maßnahme. Das Kürzel steht für : Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums.
Für dieses Programm stellt die EU in Zeitperioden Fördermittel zur Verfügung, die um nationale Förderausgaben ergänzt werden. Es geht also um öffentliche Gelder. Öffentliche Gelder finanzieren sich in der Regel über Gebühren und Steuern. Sprich: Beamte oder öffentliche Angestellte oder Auftragnehmer der öffentlichen Hand werden aus diesen Finanzquellen finanziert.
Neun Milliarden EU-Fördergelder
Im ELER-Topf, der als Dach über dem LEADER-Programm steht, wurden für den Zeitraum 2014–2020 eine Gesamtsumme von 8,3 Mrd Euro für den gesamten EU-Raum bereitgestellt plus weitere 1,1 Mrd. Euro nationale Umschichtung pro Land. Dazu kommen nationale Mittel.
Aus diesen öffentlichen Geldern werden unter anderem auch die Ausgaben finanziert, die für die Erstellung von Website nötig sind. Nun ist das für sich genommen nichts, das vorzuwerfen wäre.
Wohl ist aber zu kritisieren, wenn kaum, dass ein Anlass vorbei ist, es den Anschein hat, als ob dieser Website keine Beachtung mehr geschenkt wird oder sie nicht mehr gepflegt wird. Zumindest, wenn es darum geht, das Angebot für Besucher mit durchschnittlichen Internetkenntnissen in einem Zustand zu halten, das auch diese einfach an wichtige Informationen herankommen können – wie dies zum Beispiel bei Linkangeboten der Fall ist, die der Anbieter selber für wichtig zu halten scheint. In diese Fall sind es die Verweise auf das hessische Wirtschaftsministerium und das Bundeslandwirtschaftsminsterium. In beiden Ministerium haben sich seit August 2018 die Hinweise auf die Förderung des ländlichen Raums geändert. Das Mittelhessenblog bringt hier die korrekten Links. Zum Stand 21. Februar 2019 produzierten beide Seiten die Fehlermeldung 404 für nicht mehr unter dem aufgerufenen Link auffindbare Seiten.
Merkwürdigkeiten im Impressum
Sieht man sich die Seite der Hessischen Regionalforen und die der nordhessischen LEADER-Region Diemelsee-Nordwaldeck genauer an, fallen zwei Firmennamen auf, die verantwortlich für das Design und die redaktionelle Betreuung sind. Hasecke-Computer und Bioline. In der Regel nicht besonderer Erwähnung wert, wenn das wie üblich, im Impressum oder in den technischen Kontaktdaten oder beidem genannt wird. Nur in beiden Fällen gibt es einige wenige Auffälligkeiten, die man im offiziellen Auftritt einer Organisation der öffentlichen Hand eher nicht vermutet.
In einem Impressum sollten neben den einschlägigen rechtlichen Hinweisen in der Regel diejenigen stehen, die als Ansprechpartner bereitstehen. Die Website der Hessischen Regionalforen bietet nun selbst über eine interaktive Karte den Kontakt zu den Auftritten der dort insgesamt 24 an. So unterschiedlich diese Seiten auch sein mögen, dort, wo es auf das rechtlich Wesentliche ankommt, stehen alle einwandfrei da.
Nur eben die Seite der Region Diemelsee-Nordwaldeck fällt mit ihren Angaben im Impressum und bei den Kontakten etwas aus dem Rahmen. Wie die Zentralseite der Hessischen Regionalforen.
Im Impressum der Region Diemelsee-Nordwaldeck gibt es einen Hinweis auf den Vorsitzenden des Trägervereins. Er ist der Bürgermeister der Stadt Diemelsee, Volker Becker. Erreichbar auf der Seite des Regionalmanagements unter den Daten seines Dienstsitzes als Bürgermeister. Nur die Mailadresse weist direkt auf das Regionalmanagement.
Das Regionalmanagement wiederum kann unter dem Menüpunkt „Kontakt“ erreicht werden und weist auf das Planungsbüro Bioline mit einer c/o- Adresse hin. Die Mailadresse für das Regionalmanagement ist zwar die gleiche wie im Impressum. Sie weicht indes in einer Kleinigkeit ab: Während im Impressum das klassische Zeichen @ verwendet wird, taucht hier nun „at“ auf. Das verwendet man dann, wenn man nicht will, dass eine Adresse automatisch ausgelesen werden kann. Das kann man so machen, nur ist es nicht ohne weiteres logisch, es einmal so und dann wieder anders einzurichten.
Wer auf die Idee kommt, nun direkt nach dem für die technische Betreuung und die Gestaltung der Seite der Region Diemelsee-Nordwaldeck zuständigen Softwarebüro im Internet suchen zu wollen, um sich auf elektronischem Weg mit dem Büro in Verbindung zu setzen, hatte damit zumindest noch bis zum 9. Januar 2016 Glück, wie das Internetarchiv Wayback verrät. Aktuell ist die Seite im Wartungsmodus.
Vollständig ins Leere läuft die Suche nach einem direkten Mailkontakt oder einer Website des Planungsbüros Bioline. Denn hier gibt es aktuell nur ein „Diese Präsenz ist derzeit nicht verfügbar“ . Das war nicht immer so. Wie schon beim Softwarebüro gibt Wayback Auskunft, dass Bioline zumindest noch bis zum 9. Januar 2016 mit einer eigenen Website erreichbar war. Zumindest die klassischen postalischen und telefonischen Kontaktdaten der beiden Unternehmen tauchen noch auf den Webseiten der nordhessichen Region und der Zentralseite der Hessischen Regionalforen auf, zumindest gilt dies für Bioline.
Blickt man nun auf das Impressum der Zentralseite der Hessischen Regionalforen, taucht die gleiche Handschrift auf: Das c/o für das Planungsbüro, dafür allerdings ganz klein am Fuß des Internetauftritt der Verweis unter dem Copyright auf das verantwortliche Softwarebüro Hasecke-Computer. Für 2015 zumindest steht fest, dass das Büro Bioline Aufträge zur Erstellung regionaler Entwicklungskonzepte vom Land Hessen übernommen hatte. Die Waldecker Landeszeitung berichtete vor drei Jahren über 1,5 Millionen Euro, die das Land Hessen gezahlt hatte. Wieso nun vier Jahre später zumindest im Internet das Planungsbüro ohne eigene Website auftaucht, sondern nur als c/o‑Adresse genannt wird, wird zumindest dort, wo es auf korrekte Angaben ankommt, nicht eindeutig erklärt. Fest steht, dass Inhaber Bernd Wecker als beauftragter Regionalmanager für die LEADER-Region Diemelsee-Nordwaldeck tätig ist.
Zumindest der Wartezustand der Website von Hasecke-Computer lässt sich über die Website des Business-Netzwerk Xing klären. Laut der Website der nordhesssischen Diemelsee-Nordwaldeck-Region ist Hasecke Computerservice für die Umsetzung der Website dieses Region zuständig. Wie eben auch für die Seite der Hessischen Regionalforen. Nur, heute 2019, ist der Inhaber angestellter Systemadminstrator in einem Straßenbauunternehmen. Seit August 2017. Das mag erklären, dass er heute als technischer Betreuer für die Seiten der Hessischen Regionalforen nicht mehr zur Verfügung stehen kann. Das wäre nicht das erste Mal. Denn bevor Hasecke Computer die Betreuung der Hessischen Regionalforen übernommen hatte, lag diese Aufgabe in der Anfangszeit bei dem Fuldaer Unternehmen imkontext. Das war vor acht Jahren. 2011. Laut Impressum der Seite war auch damals schon Thomas Schaumberg von der Vogelsberg Consult in Alsfeld im presserechtlichen Sinn namens der Hessischen Regionalforen verantwortlich.
Kommentiert: Gewiss, es handelt sich ja „nur“ um eine Website. Und dann auch noch um so eine spezielle wie die der Hessischen Regionalforen. Wen interessiert das schon, außer denen, die eh damit zu tun haben. Kann man sich schenken. Gibt wichtigeres. Die in den Sand gesetzten Gelder beim Berliner Flughafen. Oder bei Stuttgart 21. Oder jetzt drohend, beim Segelschulschiff Gorch Fock. So e t was ist ärgerlich. Aber doch nicht, ob nun ein paar Euro evtl bei einer Seite einfach so mal verpulvert wurden. Für das Entwerfen und Unterhalten einer solchen Seite wie der Hessischen Regionalforen werden nach Branchenangaben vielleicht 500 Euro fällig. Wirklich nicht ärgerlich?
Vergleicht man die Seiten der restlichen hessischen LEADER-Regionen miteinander und noch dazu mit der Zentralseite, sieht es aus, als ob dort wesentlich mehr Herzblut und auch Geld in die Hand genommen wurde, als in diesem Fall. So bietet die Region Lahn-Dill-Bergland unter anderem eine App als Service. Und die Tatsache, dass nun eine andere Kleinigkeit wie die Information über 25 Regionalforen auf der Seite der Vogelsberg Consult zumindest leise Zweifel nährt, ob denn die Information auf der eigentlichen Hauptseite der Regionalforen korrekt ist oder nicht, löst zumindest Zweifel aus, wie genau eigentlich mit Informationen umgegangen wird, die sich am Ende ja an Bürger und die Wirtschaft in den ländlichen Regionen richten. Und wie sorgfältig mit den öffentlichen Geldern, die eingesetzt werden, um die Menschen in den ländlichen Regionen zu erreichen. Selbst wenn es sich nur um geringe Beträge handelt. Salopp gesagt: „Die Deppen merken das eh nich, wenn wir ein bisschen mauscheln oder etwas hinfuddeln.“ Wie gesagt: Es sind nur Kleinigkeiten. Viele Kleinigkeiten können aber plötzlich ein ganzer Haufen sein und tragen nicht unbedingt zum Vertrauen bei.…
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