Noch vier Wochen und auch im Biebertaler Ortsteil Krumbach kommt hardwaretechnisch die neue Glasfaserwelt für schnelles Internet an. So zumindest hieß es auf Nachfrage bei RKE. Die Firma aus dem niederbayrischen Hohenthann ist zur Zeit mit einem Team in der Gießener Landkreisgemeinde in Mittelhessen unterwegs und – pflügt.
Silbern ragt die riesige Pflugschar in die Luft. Oben drüber eine große Kabelrohrtrommel. Und in rund 100 Meter Entfernung eine große Zugmaschine. Von der ein fünf Zentimeter starkes Stahlkabel zu dem Gefährt führt, auf dem die Kabelrohrtrommel in die Luft ragt und die Pflugschar knapp den Boden berührt. Der Bautrupp mit Abteilungsleiter Andreas Vranits hat gerade in der Gemarkung Fellingshausen zu tun. Auf einem geraden Stück Feldweg, das zwischen Siedlungsbereich und der Landstraße an Obstbäumen, Waldstück und Äckern vorbei gerade hoch zum Parkplatz Keltentor führt.
Wer dort gerade zu seinen Bäumen oder auch mit dem Traktor zur Feldarbeit wollte, hätte schlechte Karten. Denn das auffällige Gespann aus Zugmaschine und Kabelpflug braucht die ganze Breite des Wegs. Ausweichen wäre gerade bei dem regennass aufgeweichten Boden unmöglich.
Pflug am Seil
Kabelpflug heißt das urtümlich wirkende Gerät, das im Grunde nichts weiter als ein Anhänger ist und mit seiner Technik des Gezogenwerdens an ganz alte Zeiten erinnert: Ans 19. Jahrhundert, als die Technik des Dampfpflügens erfunden wurde. Bei dieser Technik wurde zwischen zwei so genannten Lokomobilen ein Pflug an einem Seil quer über den Acker gezogen. In Deutschland hielt sich diese Technik bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts – hauptsächlich für Arbeiten im Moor.
Jetzt im 21. Jahrhundert werden mit dem Kabelpflug allerdings ganz andere Furchen gezogen. Und zwar immer nur eine. Die aber über größere Distanzen. Um was zu tun? Um „so umweltschonend wie möglich“, Kabel in der Erde zu versenken.
Nicht immer könne ein Kabelpflug eingesetzt werden, sagt Vranits. Er zeigt in Richtung Siedlungsrand Fellingshausen zu einem Feldweg, der von der Straße abzweigt und an zwei Äckern vorbei ins Wohngebiet führt. Dort müsse man anderes arbeiten. Mit Baggern, Spülbohrern – wie gegenwärtig auch in Krumbach. Dem Ortsteil, der an die LWL-Schnittstelle angeschlossen werden solle, die eben gerade dort in Fellingshausen am Siedlungsrand Richtung Krumbach steht.
Potentiell 80-Tonnen Zugkraft
Rund 1,6 Kilometer pflügt Vranits mit seinem Team auf diese Weise. Es ist nicht nur der Feldweg, sondern auch an der Straße entlang Richtung Krumbach.
So urtümlich die Maschinen aussehen: Von den potentiell 80 Tonnen Zugkraft, die die Zugmaschine aufbringen kann, kommt hier ein Bruchteil zum Einsatz. Vorsichtig ist dennoch erste Pflicht: „Falls mal etwas mit dem Zugseil ist, gibt es kein Halten, deswegen Abstand“, warnt einer der Mitarbeiter genug Abstand zu halten, wenn das rund 5 Zentimeter starke Zugseil unter Spannung steht. Außerdem: Einfach so gerade den Pflug entlang der Markierung ziehen, geht auch nicht. Hier bei Fellingshausen stößt der Trupp auf eine Kabelführung, die nicht bekannt war. Nun muss erst einmal der Verlauf festgestellt werden, damit der Pflug nicht aus Versehen dann das früher verlegte ältere Kabel trifft…„Wir haben schon an Stellen, wo wir nie damit gerechnet hatten, alte Kabel entdeckt, etwa von der Post“ berichtet er über Alpeneinsätze in 1800 Meter Höhe.
Wenn dann in rund vier Wochen die gesamten Bauarbeiten rund um das Verlegen der Kabelrohre abgeschlossen sein wird,kommt der eigentliche Hauptteil: „Dann wird das Kabel eingeblasen“, erklärt Vranits. So heißt es in der einschlägigen Fachsprache, wenn die Kabel in die Rohre eingezogen werden. Und gerade bei der Glasfasertechnik sei Vorsicht ratsam. Sie sei teuer und empfindlich.…
Die Technik, die hier an Land so urwüchsig wirkt, wird auch noch in der Seefahrt eingesetzt: Dort setzen Kabellegeschiffe die gleiche Technik ein, um Seekabel zu verlegen. In dem Fall zieht das Schiff den Pflug am Seil hinter sich her…
Neugieriger meint
Wie tief wird das Rohr verlegt? Das steht nirgends, oder? Wie wird der Schlitz geschlossen und wann? Undkommt das Kabel vom selben Bautrupp?
Christoph von Gallera meint
Danke für das aufmerksame Lesen „Neugieriger“. Hier geht es um die Technik an sich. Im Detail variiert die Tiefe je nach Bodenbeschaffenheit. Für den Rest: In ca.4 Wochen kommt Teil 2.