Er kam überraschend, der Tod des Vaters des Heavy Metal. Der Tod von Lemmy Kilmister. Überraschend war allerdings auch ein kleines Detail in einer Bildunterschrift bei Bild-Online. Die, wenn dieses Detail ernstgemeint ist, nicht nur Kilmister zum Liebhaber von „Nazi-Devotionalen“ macht, sondern auch all jene, die das Eiserne Kreuz als offizielles Abzeichen benutzen oder in Denk- und Mahnmalen verwenden. Also zum Beispiel das Wappen des ehemaligen VBK 47 aus Gießen oder viele der zahlreichen Mahnstätten, die an die Gefallenen des ersten Weltkriegs erinnern. Und 2016 ist gar ein Jubiläumsjahr für das Eiserne Kreuz.
Das Eiserne Kreuz, so die Botschaft des Aufmacherbildes bei BILD, sei eine Nazidevotionalie. Dabei sind Ursprung und Geschichte eine ganz andere. Das Eiserne Kreuz wurde 1813 von Karl Friedrich Schinkel entworfen. Auftraggeber war damals Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. Damals, vor etwas mehr als 200 Jahren, sollten damit die belohnt werden, die sich gegen die französische Besatzung auflehnten. Ganz gleich, ob Zivilist oder Soldat. Eigentlich war das Eiserne Kreuz auch speziell für diesen Zweck entworfen worden. Die Geschichte des Ordens, der sich in seiner Form bewusst am Kreuz des Deutschen Ordens orientierte, ging indes weiter. Über den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, bis zum ersten und zum zweiten Weltkrieg. Das Hakenkreuz spielte als Zusatz nur in der Zeit eine Rolle, als sich die NS-Diktatur dies als Ideologie- und Hoheitszeichen ausgesucht hatte. An der Stelle stellt sich die Frage, ob bei der Redaktion von Bild-Online der Rotstift inzwischen so stark angesetzt wurde, dass es keine vernünftige Korrektur mehr gibt – oder ob das historische Wissen zur Einordnung von Fakten der verantwortlichen Redaktionskollegen inzwischen so lückenhaft ist, dass sie Opfer einer Entwicklung sind, die die Redaktionskollegen der Welt beklagen. Den „fatalen Niedergang des Faches Geschichte“…Bekanntermaßen auch ein Produkt aus dem Hause Springer. Wenn, wäre der Begriff „Nazi-Devotionale“ höchstens dann angebracht, wenn Kilmister auf diesem Bild ein Eisernes Kreuz mit Hakenkreuz in der Mitte tragen würde. Das aber ist zumindest, auch vergrößert, auf dieser Aufnahme nicht festzustellen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sollte es 11 Jahre dauern, bis das Eiserne Kreuz wieder ins öffentliche Leben zurückkehrte. Zwar nicht als Orden, aber als Hoheitszeichen der Bundeswehr.
Jubiläumsdatum Oktober 2016 für „Nazi-Devotionale“
Am 1. Oktober 1956 ordnete der damalige Bundespräsident Theodor Heuss die Wiedereinführung des Eisernen Kreuzes als Dienst- und Hoheitszeichen für die Bundeswehr an. Insofern naht also 2016 ein Jubiläumsdatun für ein Symbol, das sich bei Bild-Online als „Nazi-Devotionale“ wiederfindet.
Die gleiche „Devotionale“ gehörte gemeinsam mit dem Gießener Löwen zum Wappen des Verteidigungsbezirkskommandos VBK 47, das in der Bergkaserne in Gießen stationiert war.
Sie gehört genauso zum Bestandteil jedes Gefallendenkmals für die deutschen Soldaten des ersten Weltkriegs.
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