BÜRGERWILLE/BILDUNG/KULTUR/POLITIK und WIRTSCHAFT
Redaktionelle Vorbemerkung: Mit diesem Artikel bewegt sich die Redaktion des Mittelhessenblog auf neuem Gelände. Weniger bei der journalistischen Herangehensweise. Sondern beim Thema. Es geht um die Sanierung und den Umbau eines Kindergartens. Träger dieser Kindergartens ist die evangelische Kirchengemeinde Fellingshausen, des zweitgrößten Ortsteils der politischen Gemeinde Biebertal. Exakt dieser Kindergarten ist auch der Kindergarten, den bis auf das älteste Kind auch alle drei Kinder des Herausgebers des Mittelhessenblogs besucht haben. Um den Bau dieses Kindergartens voranzutreiben, muss die Kirchengemeinde einen Eigenanteil von 72280 Euro aufbringen. Dieses Geld soll durch Spenden zusammenkommen. Einen Anfang machte ein Benefiz-Konzert der Gala-Formation „Die Drei Stimmen“ in der evangelischen Kirche von Fellingshausen. Das Mittelhessenblog wird dieses Projekt mit einer Social-Media-Kampagne im Internet begleiten.
Fellingshausen könnte in diesem Fall überall sein. Der Zustand kommunaler Kassen ist bekannt, die Situation der Kirchenverwaltungen ebenfalls. Wie Hans-Albert Bender vom Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde in dem Biebertaler Ortsteil erklärt, habe es gut zwei Jahre gedauert, bis sich die politische Gemeinde dazu habe durchringen können, das dringend notwendige Bauvorhaben in „Fuchsbau“ zu unterstützen. „Wir müssen den Kindergarten energetisch sanieren, mit Wärmedämmung etwa. Dann soll außerdem auch das Platzangebot im U‑Drei-Bereich erweitert werden“, schildert Bender die Lage. Der Kirchenvorsteher geht davon aus, dass die Kinderzahl in Fellingshausen nach oben entwickeln wird.
Das Konzert
Schon rund eine Stunde vor dem eigentlichen Konzertbeginn hatten sich lange Schlangen vor dem Kircheneingang gebildet. Mit dem Echo jedenfalls war hinterher nicht nur Pfarrerin Strunk zufrieden, sondern auch Hans-Albert Bender. „Bisher war das Motto der vergangenen zweieinhalb Jahre eher Lebensfrust. Nun können wir tatsächlich von Lebenslust sprechen“, hatte Strunk nach dem Ende des gut mehr als zwei Stunden dauernden Konzerts festgestellt und Bender sieht ebenfalls Licht am Ende eines bisher ziemlich finsteren Tunnels. Rund 260 Gäste waren gekommen, um Heinz-Jörg Ebert, Ingi Fett und Tom Pfeifer in einem zum Teil die akustischen Möglichkeiten der Kirche sprengenden Medley des musikalischen Schaffens des Trios aus 20 Jahren ihres Bestehens zu hören. Dass die drei in Fellingshausen, speziell in der Kirche nicht ganz unbekannt sind, machte Heinz-Jörg Ebert in den Pausen zwischen den verschiedenen Stücken immer wieder deutlich. „Vier oder fünf Mal waren wir schon hier in dieser schönen Kirche“, sagte Ebert. Seien es in Kirchen eher melancholisch getragene Stücke, die sie vortrügen, so sei es dieses Mal anders: Der Anlass sei zwar eher ernst, eben die finanzielle Unterstützung des Kindergartens, das Motto des Abends dafür umso freudiger. Er sollte unter dem Zeichen der Lebenslust stehen. So ließen die drei ein zum Teil bassdröhnendes Feuerwerk los, angefangen von klassischen Melodien wie „Granada“ über Udo-Jürgens-Klassiker und Beatles bis hin zu Louis Armstrongs What a Wonderful World.
Das Umbauprojekt
In Fellingshausen scheint die Entwicklung also eher gegen den allenthalben vorhergesagten demographischen Wandel zu laufen, der eher weniger Kinder sieht. Es geht am Ende um Bildung und Ausbildung. Die offizielle Position der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) zu Kindergärten und Kindertagesstätten ist auf der Website klar beschrieben. Danach solle gerade der Ausbau der Plätze für Kinder bis zu drei Jahren vorangetrieben werden. Hintergrund ist das seit 2009 geltende Gesetz zur Förderung von Kindertagesstätten (Kinderförderungsgesetz KiföG).
Doch der Ausbau kostet nun einmal Geld. Davon allerdings gibt es genug, lautet die Einschätzung des Leiter der Kirchenverwaltung der EKHN. Auf der Synode der EKHN am 19. November 2010 war der Haushalt für das Jahr 2011 beschlossen worden, 486 Millionen Euro. In einer Aufzeichung der Privatfunkagentur, die zur EKHN gehört und Teil der Öffentlichkeitsarbeit ist, stellt der Leiter Kirchenverwaltung Heinz Thomas Striegler allerdings auch fest, dass es zum Stil gehöre, dass um die Aufteilung der Gelder gerungen werde (mehr in der bereit gestellten Youtube-Aufzeichnung).
In Fellingshausen hofft man nun also nach einer gut zwei Jahre dauernden Phase des „Lebensfrustes“ darauf, dass es nun mit dem Umbau beginnen kann. Im Juli solle es soweit sein und wie lange es dann dauert, dazu schätzt die Fellingshausener Pfarrerin Claudia Strunk nur: „Vielleicht ein halbes Jahr?“ . Geplant seien als Gesamtinvestition jedenfalls rund 480000 Euro, erklärt Hans-Alber Bender. Auf die Kirchengemeinde kommen davon rund 72280 Euro zu, die politische Gemeinde Biebertal steuert rund 117000 Euro zu, vom Land stammen 172500 Euro und den Rest gibt es aus Darmstadt. Dort ist der Sitz EKHN-Verwaltung. „Den Rest können Sie sich ja ausrechnen“, sagt Bender zu der noch ausstehenden Summe, die von der EKHN übernommen werde. Das sind rund 118220 Euro. Neben der energetischen Sanierung soll auch das Platzangebot erweitert werden. Zur Zeit sind es 45 Plätze. Nach dem Umbau soll die Platzzahl auf 55 steigen, 15 davon für Kinder zwischen null und drei Jahren.
Mit dem Auftritt der Drei Stimmen (Heinz-Jörg Ebert, Tom Pfeiffer und Ingi Fett) nun hoffen Bender und seine Mitstreiter im Kirchenvorstand einschließlich der Pfarrerin nun zumindest einen gewissen Anreiz gegeben zu haben, noch mehr zu spenden. Die Kirche jedenfalls war mehr als ausverkauft. „Wir haben rund 260 Besucher heute hier“, freute sich Bender. Der Erlös aus dem Konzert soll nun voll in das geplante Sanierungsprojekt gesteckt werden. Mit dem Konzert der Drei Stimmen sei ein Anfang gemacht worden. Weitere Aktionen, um die Spendenkasse für das Kindergartenprojekt zu füllen, sollen folgen.
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