JOURNALISMUS und INTERNET/POLITIK und WIRTSCHAFT
„Die Hemden werden ausgetauscht“, berichtete Ilona Huth dem Mittelhessenblog und in einer Stellungnahme des Nachrichtendienstes dapd versicherte Dirk v. Borstel, dass die Bilder, die bei Bild-Online mit dem Copyright-Vermerk des Nachrichtendienstes eingestellt wurden, tatsächlich von diesem stammen und nicht retuschiert wurden, aber wohl im Sinne einer gewissen Dramaturgie aufgenommen wurden. Dafür liegt dem Mittelhessenblog inzwischen der Name des Bild-Mitarbeiters vor, der das Bild von Jan P. und Tobias B. in ihrer Pose mit verschränkten Armen vor der Statue des Keltenfürsts im Museum Keltenwelt am Glauberg aufgenommen hat. Huth ist die Geschäftsführerin der Gederner Sicherheitsfirma, deren Mitarbeiter Jan P. und Tobias B. am 5. Mai 2011 für die Bewachung des Keltenfürsten während der Eröffnung des Keltenmuseums am Glauberg verantwortlich waren. Dirk v. Borstel ist Redaktionsleiter Bilderdienste von dapd am Sitz der Nachrichtenagentur in Berlin.
Dem Bildfotografen wirft Tobias B. in einer von Huth protokollierten Niederschrift vor, dass B. und P. eigens gebeten worden seien, vor der Statue entsprechend zu posieren. Diese Aufnahme verwendete die Boulevard-Zeitung für ihre Veröffentlichung am 6. Mai 2011 um 00:12 Uhr. Diese Aufnahme verwendete die Bildredaktion anschließend für eine Montage in einem Nachfolgeartikel, der am selben Tag, 6. Mai 2011 erschien, allerdings gegen 23:44 Uhr. Die Überschrift: „Frau Ministerin, wie konnte DAS passieren“. Diesen Artikel bezeichnet Bild selber als Bild-Kreuzverhör, zentraler Vorwurf, die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann, habe ihr Ministerium nicht im Griff. Sowohl die ersten Reaktionen wie auch die Folgereaktion des Ministeriums auf die Vorwürfe der medialen Öffentlichkeit wie auch der Opposition sind bekannt und im Mittelhessenblog begleitet worden. Aus ihren Erlebnissen seit dem 5. Mai 2011 hat Huth inzwischen erste Konsequenzen gezogen. So würde die Dienstkleidung ausgetauscht, die beigen Hemden würden den Pfadfindern gestiftet. Ab sofort sollen die Mitarbeiter weiße Hemden tragen, genauso gäbe es schwarze Diensthemden. Ändern wolle sie ebenfalls die Darstellung der Dienstuniform auf der Internetseite des Unternehmens. Wie Huth berichtet, habe es kurz nach dem Bekanntwerden der fristlosen Kündigung seitens des Landesdenkmalsamtes ein Kaufangebot der Firma GSE für ihr Unternehmen gegeben, das sie aber abgelehnt habe.
Eine Erklärung für die Bilddramaturgie des von BILD am 5. Mai 2011 verwendeten dapd-Bild liegt inzwischen der Mittelhessenblog-Redaktion ebenfalls vor. Seitens dapd wird versichert, der dapd-Fotograf habe die beiden Wachleute nicht in Szene gesetzt. Er habe aber, um ein „seiner Meinung nach interessantes Foto zu machen“, einen von der Kamera ausgelösten Blitz eingesetzt. Dadurch sei der Schattenwurf auf Wachleute und Keltenfürst entstanden. Wie Dirk v. Borstel gegenüber dem Mittelhessenblog erklärte, verstehe die Nachrichtenagentur ihre Fotografen „durchaus als Autoren, die in der Lage sein sollten, ein Foto subjektiv zu gestalten.“. Zum Zeitpunkt der Aufnahme sei dem dapd-Fotografen aber nichts über den Hintergrund der beiden Wachleute bekannt gewesen, der anderen Journalisten zur gleichen Zeit aber offenbar schon bekannt war. dapd sei damit eher zufällig an ein Bild gekommen, das damit eine „mystische“ oder „unheimliche“ Szenerie geliefert habe. Das habe aber dem Keltenfürsten und nicht den beiden Wachmännern gegolten, der ja selber noch nicht mit „letzter Sicherheit“ durcherklärt und erforscht sei. Die beiden Wachleute seien auf dem Bild eher als „Staffage“ zu sehen. Eine Staffage wird in der Kunst als nebensächliches Element bezeichnet, etwa um auf einem Bild Bezugspunkte für Größenverhältnisse zu erhalten (näheres hierzu auch in der Wikipedia ).
Mit v. Borstels Antwort scheinen sich nun die Anzeichen zu verdichten, dass die gegen die Minsterin erhobenen Vorwürfe lediglich auf einer Inszenierung beruhen, die in erster Linie durch die Redaktion von BILD zu verantworten ist. Für diese Annahme sprechen neben der Antwort von dapd nicht nur das schriftliche Aussageprotokoll von Tobias P. sondern auch die Bestätigung David Adams, dass der Vorwurf, einer der Wachleute habe den Holocaust geleugnet, nicht zu halten sei. Adam hatte als Mitarbeiter des Museumseinrichters vor der Museumseröffnung mit den Wachleuten gesprochen.
Bild selber ist zuletzt durch eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung als Zeitung in Frage gestellt worden. Danach, so eine der wesentlichen Aussagen der Studie, ist Bild keine Zeitung, mithin kein journalistisches Produkt, sondern darauf ausgerichtet, durch fortwährende Grenzverletzungen ihren Verkaufserfolg zu begründen und damit wirtschaftlichen und politischen Einfluss zu nehmen. Die Bildstudie kann über diesen Link aufgerufen werden: Bild-Studie.de
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