KOMMENTAR/POLITIK und WIRTSCHAFT
Die neuesten Umfragewerte laut ZDF-Politbarometer zeigen es: Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) bleibt trotz der jüngsten Gorch-Fock-Debatte um seine Informationspolitik nachwievor die Nummer 1 in der Hitparade der zehn bekanntesten und beliebtesten Politiker. Eine Satire der Heute-Show bringt hierzu außerdem noch das innerparteiliche Verhältnis von CSU-Chef Seeehofer und dem politischen Blitzaufsteiger zu Guttenberg ans Tageslicht: Während der Verteidigungsminister im Fond einer Stretchlimousine von Termin zu Termin rollt, umgeben von Mediengroupies, seinen Leibköchen Lafer und Lichter und der Hofkapelle ACDC, darf Parteichef Seehofer irgendwo eingepfercht im Kofferraum auch noch mit auf die Reise gehen. Man braucht sich ja doch noch, irgendwie eben.
Noch schöner wäre allerdings eine Karikatur zum Verhältnis der FDP, vertreten durch den neuen Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus, zur CSU, vertreten von zu Guttenberg. bekanntlich ist 2011 „das Superwahljahr“. Sechs Länderwahlen und die Kommunalwahl in Hessen. Da ist mächtig Druck im Kessel. Ändert sich auch nur irgendwo die Regierung zugunsten der Oppositionsparteien im Bundestag, ist es vorbei mit der ohnehin jetzt schon nicht einfachen Regierungsarbeit. Die Gorch Fock scheint also der willkommene Anlass für die FDP zu sein, mit voller Breitseite auf das ungekrönte Flaggschiff der CSU zu schießen, um im Bild zu bleiben. Die Vorwürfe des kleinen Koaltionspartners aus dem bürgerlich-liberalen Lager scheinen aber an zu Guttenberg abzuperlen wie an einem Hightech-Lotuspanzer. Fraglich bleibt allerdings wie das gegenwärtige Engagement Königshaus sich auf die Soldaten und ihre Familien auswirkt, die zur Zeit vielleicht aus unterschiedlichsten echten oder tatsächlichen Gründen unzufrieden mit der Führung der Bundeswehr insgesamt sind. Insofern drängt sich der Verdacht auf, dass die Vorfälle auf der Gorch Fock womöglich nur ein „gefundenes Fressen“ wären, um auf diese Art Wahlkampf zu führen, in dem man vorgibt, sich für die Interessen der Soldaten einzusetzen. Das wäre fatal, wenn es so wäre.
Und fatal wäre es, wenn diese gesamte Stimmungslage dazu führen würde, wenn die Gorch Fock tatsächlich auf Dauer an die Kette gelegt werden würde. Einen besseren Botschafter, der für Deutschland in den Häfen und auf den Meeren dieser Welt Werbung machen könnte, gibt es nicht. Ihn opfern zu wollen, wäre ein Verlust in vielfacher Hinsicht.
Lesen Sie hierzu auch den Artikel über zwei mittelhessische Kommunalpolitiker der SPD und der CDU, die beide auf der Gorch Fock gefahren sind und zur Besonnenheit aufrufen:
pyrolim meint
Königshaus‘ Vorgänger Robbe stand nicht im Ruf, sich einen Bären aufbinden zu lassen. Wenn es auf der Gorch Fock schon immer so unsäglich zugegangen sein sollte, stellt sich die Frage, warum er nicht schon diese Missstände aufgedeckt hat. Ist es vielleicht alles nicht so, wie es jetzt scheint?
Christoph von Gallera meint
Nun, es könnte durchaus sein, dass Gorch Fock als Alibi herhalten muss – ein Schuft der Böses dabein denkt 😉