KOMMENTAR
Liebe Mittelhessenblogleser: Jetzt ist die Katze wohl aus dem Sack: Hessen hat seine erste private Universität: In der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Die European Business School ist ab sofort eine auf Recht und Wirtschaft spezialisierte private Hochschule, in offizieller Lesart: Universität. Der Name Fachhochschule wäre wohl in diesem Fall eher angebracht, oder auch Hochschule für Recht und Wirtschaft.
Eine Universität? Nie und nimmer. Denn eine Universität muss trotz aller Exzellenzinitiativen und Förderung besonders begabter Studierenden dennoch einen Grundstock für alle bereithalten, die sie besuchen, um unter den gegebenen Bedingungen eine solide Grundlage für eine spätere akademisch gestützte Berufslaufbahn zu erwerben. Die Proteste gegen die Studienbedingungen sind bekannt. Was aber ins Auge sticht: 40 Millionen Euro wurden der EBS aus Landesmitteln für ihren Start zugesteckt. Es ist nicht lange her, da unterschrieben die hessischen Hochschulpräsidenten den hessischen Hochschulpakt, acht von ihnen unter Protest, darunter auch mittelhessischer Protest. Wie sich herausstellte: Am Ende waren es dann doch „nur“ 30 Millionen Euro, auf die die mittelhessischen Universitäten verzichten mussten. Erste Resultate sind ebenfalls bekannt: Eine ausgesuchte Orchideensammlung des Botanischen Gartens in Marburg steht auf dem Streichplan, Gießens Uni-Sprecherin Charlotte Brückner-Ihl wies auf Dinge des täglichen Unibetriebs hin, für die die Millionen eigentlich gebraucht werden. Ebenfalls aus Marburg kommen Klagen über fehlendes Geld für Bibliotheks-Neuanschaffungen für den täglichen Lehrbetrieb. Wäre der Schreiber dieser Zeilen Anfang 20, würde er vermutlich fragen: „Wie geil ist das denn?“. So heißt es nur schlicht: „Staatlich finanzierter Schlag ins Gesicht des Steuerzahlers!“. Denn die 40 Millionen Euro, mit denen nun die private Hochschule in Wiesbaden finanziert wird, stammen aus Landesmitteln, somit aus Steuergeldern. Letztlich auch aus den Steuermitteln der Mittelhessen. Und deren Universitäten und Hochschulen müssen nun auf 30 Millionen verzichten.… Ein Schuft, der Böses dabei denkt . Und nein: Wiesbaden ist keine Universitätsstadt: Höchstens Hochschulstadt.….
Domenic meint
Eine Orchideensammlung?! Was soll das denn? Schlimm genug, dass öffentliche Gelder auf Kosten öffentlicher Einrichtungen in eine private Hochschule gesteckt werden. Ich habe selbst an einer öffentlichen Hochschule studiert und weiß, worauf dort aus finanziellen Gründen verzichtet werden muss. Altes Inventar und eine nicht zeitgemäß ausgestattete Bibliothek sind nicht die Ausnahme sondern die Regel. Kann doch nicht sein, dass dann noch mehr Geld gestrichen wird, wo es bitter nötig wäre.