2011 könnte er wahr werden, der Traum, der Helmut Jung und seine Mitstreiter aus der mittelhessischen Südkreisgemeinde Fronhausen umtreibt: Eine unabhängige Energieversorgung für die Gemeinde auf die Beine zu stellen, in der etwas mehr als 4000 Menschen leben. Zunächst, so Jung, der in Personalunion Vorsitzender der Gemeindevertretung und die treibende Kraft der vor etwas mehr als zwei Jahren gegründeten Biogas-Initiative ist, soll erst einmal der Hauptort mit einer Biogasanlage und zwei Blockheizkraftwerken auf den Weg in eine unabhängige Energiezukunft geschickt werden.
Welten liegen zwischen den ersten Versuchen, die mit Biogasanlagen Mitte der 80-er Jahre auf dem Eichhof im osthessischen Bad Hersfeld unternommen wurden und dem, was an Möglichkeiten während der Vorstellung einer Machbarkeitsstudie den Fronhausener Bürgern erklärt wurde. Ging es vor rund 25 Jahren darum, anfallende Gülle, vorwiegend aus der Schweine- und Rindermast anders als nur als Dünger zu verwerten, erlaubt die heutige Technik neben dem Einsatz von Mais auch Grassilage oder Holz als Futter für den Gärbehälter. Was braucht es zum Betrieb einer Biogasanlage? Sachverstand, Rohstoffe. Logistik und nichtzuletzt die passenden Rohstoffe. Alles zusammen, so das Ergebnis der Machbarkeitsstudie, träfe in Fronhausen zusammen. Das jedenfalls erklärte Thomas Krause, Vorstandsmitglied der nordhessischen Seeger Engineering AG. Bis Herbst, spätestens Winter 2011 könne die Anlage in Betrieb gehen, erfuhren die 250 Fronhausener, die zu der öffentlichen Präsentation gekommen ware. Vorher hatten die Gemeindevertreter Details der Studie erfahren, die Gemeinde in Auftrag gegeben hatte. Eine enorme Fleißarbeit und den Willen, etwas zu bewegen, bescheinigen Jung der Abteilungsleiter für den ländlichen Raum und erneuerbare Energien im Landkreis Marburg-Biedenkopf, Dr Nober Clement, und eben Thomas Krause. Man merke, dass in Fronhausen etwas voran getrieben werden solle, aus der Bevökerung heraus.
Dass die Gemeinde, sollte das Projekt tatsächlich real werden, ganz bestimmt Kunde und einer von vielen gleichberechtigten Genossen der künftigen Energiegenossenschaft werde, versicherte Fronhausens Bürgermeister Reinhold Weber. Allerdings sei bisher noch nichts entschieden. Jetzt seien die Ausschüsse und zuletzt das Parlament gefragt. Dass der Plan der Biogasinitiative, so gut und modellhaft er auch sein mag, wohl doch nicht so geräuschlos in die Tat umgesetzt werden könnte, zeichnet sich am gewählten Standort der Anlage aus: Dort wo eines der beiden Blockheizkraftwerke entstehen soll, sind schon bereits Flächenfür eine Umsiedlung der Lebensmittelmärkte Fronhausens vorgesehen. Außerdem, so Weber, müsse untersucht werden, welche Geruchs – und eventuelle Keimbelastung auf die Bürger zu käme. Die möglichen Bedenken, die der Bürgermeister sieht, sehen Jung und Clement allerdings nicht. Nach der öffentlichen Vorstellung der Machbarkeitsstudie meinte Clement, selber promovierter Agraringenieur, dass die Geruchsbelästigungen der heutigen Biogasanlagen zu vernachlässigen seien.
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